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Sonntag
08.04.2012

Vor den Medien gaben sich am Mittwoch Verleger Pietro Supino und CEO Martin Kall betont unaufgeregt, obwohl der Tamedia-Konzern sein bestes Ergebnis seit Bestehen präsentieren konnte - mit einem Gewinn von 178,8 Millionen Franken. Trotz der vielen Firmeneinkäufe und dem damit verbundenen Umsatzwachstum blieb die Ebit-Marge bei 15,3 Prozent. Durch die Integration der Edipresse Schweiz werde «das Unternehmen jetzt einen grossen Sprung machen, wird komplexer», führte Kall an der Pressekonferenz aus. Das Medienunternehmen machte im letzten Jahr 1,1 Milliarden Franken Umsatz, ein Plus von 48,3 Prozent.

Der Strukturwandel in der Schweizer Medienlandschaft ist in vollem Gange und wird ständig komplexer, unter anderem wegen der Digitalisierung und den unterschiedlichen, zum Teil neuen Marktteilnehmern. Die Nettowerbeumsätze sind im November und Dezember 2011 um minus sieben Prozent und um minus neun Prozent eingebrochen. Das neue Jahr hat im Januar und Februar jeweils mit circa minus zehn Prozent begonnen. Und der Monat März ist auch noch nicht in die Gänge gekommen. Dafür hat sich Tamedia vorrausschauend schon vor Jahren von der konjunkturellen Abhängigkeit des Stellenmarktes gelöst. Seit dem Jahr 2000 schreitet die strukturelle Verlagerung der Werbeausgaben mächtig voran: Im 2011 waren es für Tamedia 74 Prozenter weniger als noch 2000.

Als Stütze auf der Einnahmenseite verbleiben die Abonnements- und Einzelverkaufserlöse, was Kall mit «es kommt mehr vom Leser und weniger aus der Werbung», kommentierte. Eine grundlegende Veränderung des Geschäftsmodelles ist sich am abzeichnen.

Neben der bekannten Fokussierung auf den Printbereich in der Schweiz versucht Tamedia im Online Geld zu verdienen, was angesichts der zweistelligen Millioneninvestitionen kein leichtes Unterfangen ist. «Im Vordergrund steht die gezielte Ergänzung des digitalen Portfolios mit zukunftsträchtigen Angeboten, die Nutzung von Opportunitäten, aber auch ein konsequentes Handeln, wenn die Ziele nicht erreicht werden», erklärte CEO Martin Kall. Eine grosse Herausforderung sei die Kommerzialisierung der mobilien Nutzung. Diesem Risiko stehe die Chance gegenüber, mit Bezalmodellen eine Ergänzung zum Geschäftsmodell reichweitenbasierter Nachrichtenportale aufzubauen.

Hier ist für Verleger Pietro Supino klar, dass die öffentlich-rechtliche SRG den Privaten bei einem grösseren Einstieg ins Onlinegeschäft das Bezahlmodell von Anfang an verhindere. «Es kann nicht sein, dass mit Steuergeldern gratis Nachrichtenportale aufgebaut und angeboten werden.»

Supino äusserte sich ausführlich zum Stand der Dinge im Onlinestreit zwischen den Privaten und der SRG. Man habe jetzt endlich Gespräche über die Inhalte führen können. Nachdem der TV-Bereich in den letzten Jahren gigantische Steigerungen im Werbemarkt erfahren hat, und die Werbegelder nicht, wie fälschlich angenommen, ins Internet geflossen sind, «muss sich die SRG im Moment keine neuen Finanzierungsquellen sichern», sagte Supino bestimmt. Zudem wird demnächst das System (Billag) auf Haushalte wechseln, womit der SRG dreistellige Millioneneinnahmen sicher sind.