In Afghanistan wird die Situation für Medienschaffende zusehends schwieriger. Seit zwei Jahren sind nun die Taliban an der Macht. In dieser Zeit haben sie laufend Versprechen gebrochen.
Allein in den vergangenen elf Tagen liessen die Taliban landesweit neun Journalisten verhaften, wie Reporter ohne Grenzen (RSF) mitteilt. Faqir Mohammad Faqirzai, Jan Agha Saleh, Haseeb Hassas, Habib Sarab, Sayed Wahdatullah Abdali, Shamsullah Omari, Wahidrahman Afghanmal, Ataullah Omar und Parwiz Sargand wurden bei Razzien in fünf afghanischen Provinzen ohne Angabe von Gründen verhaftet.
Mit einer Ausnahme seien alle noch in Haft. Wo sie festgehalten werden, ist gemäss der Journalisten-Organisation nicht bekannt. Auch wurden nach einer Razzia am 31. Juli die Radio- und Fernsehsender Hamisha Bahar, Nen und Jawanan in der östlichen Provinz Nangarhar geschlossen.
Die Redaktion von Radio Kilid in Nangarhar, einem der populärsten Radiosender Afghanistans mit Kultur-, Bildungs- und Gesellschaftsprogrammen, wurde zum wiederholten Male durchsucht. Die Sicherheitskräfte nahmen einen der Geschäftsführer und einen Reporter fest. Erklärungen blieben die Taliban bislang schuldig.
«Unter den afghanischen Medienschaffenden herrschen Angst und Unsicherheit. Die Taliban haben einmal mehr bewiesen, dass ihre anfänglichen Versicherungen, sie würden die Pressefreiheit respektieren, nichts als Lügen waren», sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. Die Organisation fordert die bedingungslose Freilassung.
Neben den Festnahmen selbst sei zutiefst beunruhigend, dass sie in mindestens fünf Fällen mit Unterstützung des Geheimdienstes GDI durchgeführt wurden – unter Umgehung der Kommission für Medienbeschwerden und Rechtsverletzungen. Die 2022 nach einjähriger Unterbrechung wieder eingerichtete Kommission sollte verhindern, dass sich andere Stellen in Medienangelegenheiten einmischen, und sicherstellen, dass eine «neutrale» Gruppe jeden gemeldeten Verstoss untersucht. So beschrieb es damals der ehemalige stellvertretende Informationsminister und Sprecher des Taliban-Regimes, Zabihullah Mujahid.
Nach mehreren Monaten sei klar, dass sich das Informationsministerium an keine der Sicherheitsvorkehrungen gehalten habe, schreibt RSF. Darüber hinaus würden die Medien im Namen der Scharia systematisch verfolgt – «eine eklatante Verletzung des afghanischen Gesetzes zu Massenmedien».
Die Zukunft des unabhängigen Journalismus in Afghanistan sehe düster aus, «zugleich macht jedoch Mut, wie widerstandsfähig die Journalistinnen und Reporter sind», schliesst RSF.