Unter Schweizer Krimifans ist es ein ständiges Ärgernis: Jeweils noch am Sonntagabend verrät der «Tages-Anzeiger» auf seiner Online-Plattform Newsnet das Ende der aktuellen «Tatort»-Folge.
Ein Ritual, das die Fernsehkritiker von der Werdstrasse anschliessend jeden Montag auch in der gedruckten Ausgabe zelebrieren. An diesem Wochenende ist «Tagi»-Kritiker Andreas Tobler aber noch einen Schritt weitergegangen: In seiner mit «Skandal im Sperrbezirk» betitelten Kritik schreibt er gleich ein neues Ende für die «Tatort»-Folge «Mia san jetz da wo's weh tut».
Denn als Tobler enthüllt, wer den wichtigsten Mord der blutgetränkten «Tatort»-Episode begangen hat, schreibt er dazu salopp: «Dafür musste der Bubi dann aber auch mit seinem Leben bezahlen, womit die Gerechtigkeit an diesem Sonntagabend mal wieder hergestellt war.» Der Schönheitsfehler an dieser moraltriefenden Schlussfolgerung: Der Täter ist einer der wenigen Protagonisten dieser «Tatort»-Folge, der während des Abspanns nach wie vor am Leben ist.
Entsprechend heftig fällt auf der Website des «Tages-Anzeigers» die Kritik an der «Tatort»-Kritik aus: Mit Verrissen wie «Hat der Schreiber dieser Kritik den Tatort wirklich gesehen?» oder «Enorm schwacher und sehr schludriger Text, der auch diesem zugegebenermassen durchschnittlichen Tatort absolut unwürdig ist» kommentiert das «Tatort»-Publikum das neue «Tatort»-Ende der Tamedia.
Ein anderer Leser setzt zur «Tatort»-Kritik folgenden Schlusspunkt: «Ich verstehe ja, dass Tatort keine besonders hohe Priorität hat – aber ich denke, dass der ’Tagesanzeiger’ weder seinen Journalisten noch seinen Leserinnen und Leser einen Gefallen macht, wenn das Resultat schludrige Texte sind, welche zum Teil die Handlung fundamental falsch wiedergeben, als hätte sich der Journalist mehr auf Angry Birds auf seinem iPad konzentriert. Dann wirkt das Ganze wie eine reine Alibiübung.»