Jetzt wird auch das das «Magazin», welches samstags jeweils dem «Tages-Anzeiger», der «Basler Zeitung», der «Berner Zeitung» und dem «Bund» beiliegt, von der Appel-Euphorie erfasst: Seit vergangenem Wochenende gibts die Artikel nicht mehr gratis im Internet, sondern als kostenpflichtiger Lesestoff auf dem iPad. Jeweils am Freitag steht die neue Ausgabe für einen Franken und zehn Rappen zum Download bereit.
Mit dieser Änderung sind nicht alle glücklich. «Was tun ohne iPad oder iPhone im Ausland?», fragt eine treue Leserin verzweifelt auf Facebook. Geharnischter geht es in der Kommentarspalte auf der «Tagi-Magi»-Website selber zu und her: «Den einzigen USP eines Magazins wegen eines pseudogehypten Mobile-Applikationen-Shops an die Wand gefahren, unglaublich ... !», ist hier zu lesen, oder: «Nein nein, das kann wirklich nicht Ihr Ernst sein. Zu Ihrer Erinnerung: Der 1. April ist erst in 6 Monaten.» Der Tenor ist eindeutig: Man sei zwar bereit, für Qualitätsjournalismus zu bezahlen. Aber als Zeitschrift den Leuten vorzuschreiben, welches technische Gerät und welche Marke sie zu nutzen haben, sei eine Frechheit.
Doch ist es wichtig, die Grössenordnungen im Auge zu behalten. «Bis anhin nutzten gerade mal zwei Prozent der Magazin-Leserschaft das Gratisangebot im Internet», relativiert Eliane Gräser von der Tamedia-Unternehmenskommunikation gegenüber dem Klein Report. Wie oft die «Magazin»-Applikation fürs iPad schon heruntergeladen wurde, wollte sie jedoch partout nicht verraten. Auf jeden Fall sei die renommierte Wochenendbeilage aus dem Hause Tamedia schon immer von den allermeisten Lesern im Papierformat gelesen worden - und nicht in elektronischer Form. Gefragt nach einem möglichen Strategiewechsel des Tamedia-Konzerns winkt Gräser ab: «Grundsätzlich sind bei Tamedia die Medien frei in ihrer Strategiewahl.» Es gebe bezüglich der Frage nach Paid Content im Internet keine unternehmensweiten Vorgaben, so Gräser.
Dies bestätigt Finn Canonica, Chefredaktor des «Magazins» auf Anfrage des Klein Reports am Mittwoch. Als Beilage mehrerer Tageszeitungen sei man bei grösseren Entscheidungen zwar verschiedentlich eingebunden, doch «schliesslich war ich es, der entschieden hat, den Gratis-Konsum über die Website abzuklemmen», so Canonica. In seiner 40-jährigen Geschichte sei das «Magazin» nun während dreier Jahre gratis verfügbar gewesen. «Das war halt die Zeit, in der alle Verlage ausprobieren wollten, wie man verlegerisch mit dem Internet umgehen sollte», kommentiert Canonica.
Irgendwann hätten sie erkannt, dass sich die «Magazin»-Website kommerziell zu wenig nutzen lässt. «Insofern macht es auch aus ökonomischer Sicht keinen Sinn, die Inhalte auf dieser Seite gratis anzubieten», so Canonica. Ausserdem finde er es auch nicht verwerflich, wenn man nach drei Jahren einmal seine Meinung ändere, ergänzt der Chefredaktor des «Magazins». «Schliesslich haben wir uns schlicht und einfach dafür entschieden, dass Qualitätsjournalismus etwas kostet und nicht einfach gratis ist.»
Mittwoch
06.10.2010




