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Sonntag
02.11.2003

Holtzbrinck soll für den Verkauf des «Tagesspiegels» an seinen Ex-Manager Pierre Gerckens nur gerade 10 Millionen Euro verlangen. Der Hamburger Bauer-Verlag hatte öffentlich das Doppelte geboten. Auch sonst komme Holtzbrinck seinem Ex-Manager sehr entgegen: Gerckens müsse im 1. Quartal 2004 lediglich 2,5 Millionen Euro anzahlen, weitere 2,5 Millionen seien im Oktober 2006 und die restlichen fünf Millionen erst im Oktober 2008 fällig, wie die «Süddeutsche Zeitung» einen dem Kartellamt übermittelten «Letter of Intent» zitiert. Darin sei auch die Call-Option erwähnt, mit der Holtzbrinck laut Entwurf für den Kaufvertrag 75% der Anteile am «Tagesspiegel» zurückkaufen könne, falls das Kartellrecht entsprechend gelockert werde. Holtzbrinck hat für gut 200 Millionen die «Berliner Zeitung» gekauft, darf aber wegen eines Vetos des Kartellamtes nicht beide Blätter gleichzeitig besitzen. Durch den Verkauf des «Tagesspiegel» an Gerckens will Holtzbrinck den Weg für die Übernahme der «Berliner Zeitung» freimachen.

Laut SZ müsste Gerckens bei einer raschen Änderung des Kartellrechts im günstigsten Fall nur 2,5 Millionen Euro für den «Tagesspiegel» anzahlen und könnte das Blatt wieder weitgehend an Holtzbrinck zurückgeben, bevor die hohen Raten fällig werden. Gerckens widersprach allerdings dem Eindruck, das Blatt solle bei ihm geparkt werden, bis Holtzbrinck wieder einsteigen dürfe. «Ich will den Tagesspiegel behalten und fortführen.» Seine Kalkulation beruhe auf dem Finanzplan des Blattes und seinen finanziellen Möglichkeiten. «Ich verlasse mich doch nicht auf eventuelle politische Entscheidungen, die überhaupt nicht sicher sind», sagte Gerckens der «Süddeutschen». Alles zum umstrittenen Verkauf des «Tagesspiegels» im Archiv