Der langen Diskussion um die Fusion mit der «BerlinerZeitung» kurzes Ende: Statt auf die höchst unwahrscheinliche Zustimmung von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement zu warten, hat jetzt die Holtzbrinck-Verlagsgruppe den «Tagesspiegel» in Berlin an den BDZV-Vizepräsidenten und früheren Holtzbrinck-Manager Pierre Gerckens verkauft. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Durch den Verkaufsbeschluss wird der Antrag auf Ministererlaubnis zur Übernahme der «Berliner Zeitung» bei gleichzeitigem Besitz des «Tagesspiegels» hinfällig. Holtzbrinck («Die Zeit», «Handelsblatt») werde nun beim Kartellamt die Genehmigung für den Kauf des Berliner Verlages («Berliner Zeitung», «Berliner Kurier») erneut beantragen. Mit einer Ausnahmeerlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) für eine enge Kooperation der Verlage von «Tagesspiegel» und «Berliner Zeitung» sei eh nicht mehr zu rechnen gewesen, hiess es.
Der 65 Jahre alte Gerckens gilt als ein knallharter Rechner und Sanierer, der sich in seiner Freizeit in einen jovialen Genussmenschen verwandeln kann. 1938 im belgischen Eupen geboren, ist der Manager ein echtes Kind der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Gleich nach seinem Studium an der Universität Köln trat der promovierte Diplomkaufmann 1968 in die Verlagsgruppe Handelsblatt ein. Seit 1992 sitzt er auch im «Tagesspiegel»-Beirat. Er hat unter anderem als geschäftsführender Gesellschafter die Verlagsgruppe Handelsblatt entwickelt, den «Südkurier» saniert und den Aufbau des Zeitungsbereiches der Holtzbrinck-Verlagsgruppe mitgestaltet.
Gerckens erklärte, er freue sich auf eine selbstständige und unabhängige Verlegertätigkeit mit einer ausgezeichneten Mannschaft und einem hervorragenden Blatt. Trotz der strukturellen Schwierigkeiten im Zeitungsmarkt Berlin werde der Leser- und Anzeigenmarkt attraktiver werden und sich rascher verändern, hiess es in der Mitteilung vom Montag. Die vorhandenen Probleme werde er mit der erfahrenen Mannschaft meistern können. «Dabei stehen mir als unabhängiger Unternehmer mehr Möglichkeiten offen, zum Beispiel bei den Kosten, aber auch bei kartellrechtlich unbedenklichen Kooperationen, als einem Konzern», betonte der Manager. Alles zum Gezerre um den «Tagesspiegel» im Archiv
Montag
29.09.2003