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Freitag
31.10.2014

Vermarktung

«Fingerprint ist unkorrekte Bezeichnung»

«Fingerprint ist unkorrekte Bezeichnung»

Cookies, Geräte-ID, Tracking und Viral Publishing: Das sind die Techniken, mit denen die Onlinewerbebranche den Usern möglichst genau auf die Spur kommen will. Am zehnten Tag der Onlinewerbung des Vermarkters Goldbach wurden am Donnerstag die neuesten Trends und Möglichkeiten in diesen Bereichen diskutiert.

Bernhard Brechbühl, Gründer und Chefredaktor von Storyfilter.com, stellte sein Viralportal vor. Storyfilter verdient mit dem Kuratieren von Inhalten Geld. Mit minimalen Investments werden dort Inhalte grossflächig verbreitet und über Social Media multipliziert.

Bettina Hoffmann, CEO Consumer Choices beim Marktforschungsunternehmen GfK Schweiz, und ihr Kollege Jens Barczewski, Head of GfK Digital Market Intelligence, gingen der alles entscheidenden Frage nach, wie die Leistungen von digitalen Brandingkampagnen gemessen werden können und wo die Schwierigkeiten dabei sind. Dazu verglichen sie Studienergenbisse aus der Schweiz und aus Deutschland.

Jürgen Seitz, Professor für Marketing, Medien und digitale Wirtschaft an der Hochschule für Medien in Stuttgart, beschwor in seinem Vortrag über Real-Time-Advertising, wie wichtig es sei, dass Europäische Anbieter zusammen Visionen und Lösungen entwickeln, um gegen die grosse US-Konkurrenz wie Google oder Facebook überhaupt eine Chance zu haben. «Wir dürfen uns nicht hinter dem Feigenblatt Datenschutz verstecken», sagte er. Damit wäre das Feld komplett den USA überlassen.

Sehr technisch wurde Jochen Schlosser (Bild), Director Data und IT bei der Agentur Uniquedigital am Ende der Vortragsreihe im Zürcher Kaufleuten. Schlosser sprach über die Möglichkeit, Nutzerangaben zu speichern, ohne den Datenschutz zu verletzen.

Das europäische Cookie-Gesetz verbietet das Abspeichern von Cookies auf Webseiten. Das Gesetz wurde von den einzelnen Staaten verschieden umgesetzt.

Schlossers Lösung sind nicht personenbezogene Daten, die auf allen Geräten abgelegt sind. Diese werden Fingerprints genannt. Der Fingerprint entsteht durch Informationen wie Schriftarten, Browser, Plug-ins, Systemfarben, die auf jedem Gerät gespeichert sind und die zusammengesetzt ein individuelles Bild ergeben

«Fingerprint ist eine unkorrekte Bezeichnung», erklärte Schlosser. «Denn es handelt sich eben gerade nicht um persönliche Daten. Mit Informationen über die Konfiguration eines Geräts kann man das Gerät, nicht aber den Nutzer identifizizieren.» Während bei Cookies jeder User auch gezählt wird, sobald er seinen Cache leert, kann das beim Fingerprint nicht passieren.

Ideal wäre laut Schlosser eine Kombination zwischen Informationen aus Cookies und Fingerprints. Auf die Frage aus dem Publikum, wie Nutzer von TV-Geräten identifiziert werden können, meinte er: «Dort gäbe es Möglichkeiten, dass die Kamera, die im Gerät integriert ist, misst, wie viele Personen vor dem Fernsehen sitzen.» Eine Aussage, die sogar Datenschutzmuffel etwas unangenehm wurde. «Dies geht aber natürlich nur mit der Einwilligung der Nutzer», relativierte er.