Nachdem die Schweizer ihr «Unwort des Jahres 2003» («Scheininvalide») gewählt haben, entschieden sich nun auch die Deutschen. Ihr Unwort heisst «Tätervolk». Geprägt wurde das Unwort vom ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Er hatte den Begriff im Herbst in einer Wahlkreis-Rede verwendet, in die er antisemitische Argumente einfliessen liess. Das Wort sei an sich schon verwerflich, erklärte die Unwort-Jury am Dienstag, da es ein ganzes Volk für die Taten einer Gruppe verantwortlich mache. Die Verbindung mit jüdischer Bevölkerung sei «ein aktueller Beleg für den immer noch wirkenden Antisemitismus». Auf Platz 2 kam «Angebots-Optimierung» als Beschönigung für die Verringerung von Dienstleistungen. Auf Platz 3 landete «Abweichler», ein Begriff, der aus Sicht der Jury Bundestagsabgeordnete diskriminiert, die ihre Gewissens-Entscheidung über einen Fraktionszwang stellen. Zum «Wort des Jahres» wurde «Das alte Europa» gewählt. Die Jury hatte 2215 Zuschriften mit 1160 Vorschlägen erhalten. Am häufigsten vorgeschlagen wurde «Reform», gefolgt von «Kopfgeld» und «friendly fire». Vergleiche die Schweizer Wörter und Unwörter unter Erstmals Deutschschweizer «Wort des Jahres» bestimmt
Dienstag
20.01.2004