Content:

Samstag
28.09.2013

Medien / Publizistik

Die Gewerkschaft Syndicom glaubt nicht an eine schnelle Einführung eines Gesamtarbeitsvertrages (GAV) in der Deutschschweiz und dem Tessin. Die Verhandlungen mit dem Verlegerverband sollen wieder aufgenommen werden, ein Zeitplan existiert allerdings noch nicht.

Zuerst ist ein Treffen zwischen der Spitze des Berufsverbandes Impressum und der Gewerkschaft geplant. Impressum wird sich wohl einiges anhören müssen, denn der Verband hatte die gescheiterten Gespräche mit dem Verlegerverband ohne Syndicom aufgegleist - und Schiffbruch erlitten.

«Wir waren nicht dabei, obwohl wir und unsere Vorgängergewerkschaften seit den 90er-Jahren Sozialpartner sind», sagte Stephanie Vonarburg, die Leiterin der Branche Presse und elektronische Medien bei der Gewerkschaft Syndicom, gegenüber dem Klein Report.

Das ist nur ein Kritikpunkt. Vonarburg ist mit dem Vorgehen auch in anderen Belangen nicht einverstanden. «Wir haben eine grosse Skepsis gegenüber einem solchen Vorgehen», sagte sie. Dies insbesondere, weil der Verband Schweizer Medien und Impressum nur ihre Geschäftsführer für die Gespräche abbestellt hatten.

«Die Betroffenen müssen dabei sein. Wir kennen die Verhältnisse zwar aus der Beratungspraxis, aber es müssen auch die Medienschaffenden involviert sein», sagte Vonarburg. In den Verhandlungsdelegationen sollten nicht nur Funktionäre sitzen, sondern mindestens die Hälfte sollten betroffene Berufsleute sein.

Obwohl Syndicom nicht zu den Verhandlungen begrüsst worden sei, bezeichnet Vonarburg den ablehnenden Entscheid der Deutschschweizer Verleger als Affront. «Wir hatten uns zwar eingemischt und konnten inhaltlich auch einige Nachbesserungen einbringen», so Vonarburg.

Dass das Resultat am Ende mit Verweis darauf eingestellt wurde, dass der Verband Schweizer Medien nicht über Löhne sprechen wolle, hält Vonarburg für eine Ausrede. «Unter der jetzigen Führung gibt es offensichtlich kein Interesse und keinen Willen zu einem GAV», sagte sie. Im Vorschlag sei gar nicht von Löhnen die Rede gewesen.

Überhaupt hält sie es für «schwer akzeptabel», dass die Löhne vom Verband Schweizer Medien explizit ausgeklammert wurden und auch weiterhin nicht thematisiert werden sollen. Dennoch sieht sie auch in Zukunft noch eine Möglichkeit, über einen GAV zu verhandeln.

«Wir haben immer signalisiert, dass wir bereit sind, erst einmal über andere Themen wie Sozialversicherungen und Freie zu sprechen», so Vonarburg. «Man könnte die Löhne zurückstellen und erst einmal in diesen Punkten eine Annäherung finden.» Die Löhne müssten aber in einer späteren Runde verhandelt werden.

Welche Massnahmen die Gewerkschaft ergreifen wird, um die Verhandlungspartner zurück an den Tisch zu holen, steht noch nicht fest. «Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen», sagte Vonarburg. Wenn der Leidensdruck aber weiter steige und die Stimmung kippe, könnten weitere Massnahmen nicht ausgeschlossen werden.