Nach monatelangen Gerüchten steht es nun fest: Die Genfer Stiftung Aventinus übernimmt die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» und in einem zweiten Schritt das Magazin «Heidi.news».
Die Schweizer Mediengewerkschaft Syndicom begrüsst diese Investition einer Stiftung in die Presse, «die von den traditionellen Verlegern bereits seit Jahren vernachlässigt wird», schreibt die Gewerkschaft nach Bekanntwerden der Übernahme.
Das neue Modell ermögliche es, vom heutigen Profitdenken in den Medien wegzukommen und in Erinnerung zu rufen, dass Information nicht einfach eine Ware, sondern ein wesentlicher Pfeiler der Demokratie ist.
Diese zentrale Rolle lasse sich allerdings nur wahrnehmen, wenn die Unabhängigkeit der Redaktionen und gute Arbeitsbedingungen gewährleistet sind. Die jüngsten Enthüllungen der Zeitung «Le Temps» über Fälle sexueller Belästigung bei der RTS, aber auch die fundierte Arbeit von «Heidi.news» insbesondere zum Thema Covid-19 zeigen, wie wichtig es ist, über professionelle Medienschaffende zu verfügen, die ausreichend Zeit haben, um zu recherchieren, zu erklären und Zusammenhänge aufzuzeigen.
Syndicom freut sich darüber, dass die Stiftung Aventinus die gesamte Redaktion von «Le Temps» übernehmen und die Arbeitsplätze langfristig garantieren will.
Eine Stiftung zur Unterstützung von Qualitätsmedien in der Romandie müsse aber auch bei den Arbeitsbedingungen mit gutem Beispiel vorangehen und den neuen Gesamtarbeitsvertrag übernehmen und anwenden.
Ausserdem fordert Syndicom, dass eine von bedeutenden Wirtschaftsakteuren finanzierte Herausgeberstiftung die journalistische Unabhängigkeit ihrer Angestellten und der regelmässigen Freischaffenden in einem glaubwürdigen und klaren redaktionellen Leitbild festschreiben, das mit den Personalvertretungen und Gewerkschaften verhandelt wurde.