Mit einem Übergangskredit von 2 Mio. Franken soll der geplante Stellenabbau bei Swissinfo/Schweizer Radio International sozial verträglicher gestaltet werden. Dies fordert eine Petition der Gewerkschaft SSM, die von 1165 SRG-Mitarbeitenden unterzeichnet wurde. Mit dem Kredit von 2 Mio. Franken für zwei Jahre kann gemäss dem Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) eine Massenentlassung verhindert werden. In den nächsten zwei Jahren werde der Personalbestand bei Swissinfo nämlich durch natürliche Abgänge reduziert, hiess es in einem Communiqué vom Donnerstag weiter.
Im Dezember 2003 war bekannt geworden, dass Swissinfo als Folge des Entlastungsprogramms 35 Vollzeitstellen streichen muss. Dies, weil der Beitrag des Bundes für das Auslandprogramm der SRG SSR idée suisse von derzeit 18 Mio. Franken auf 5 Mio. Franken im Jahr 2005 gekürzt wird. Ab 2006 wird dieser Beitrag vollständig gestrichen.
Swissinfo plant, 26 seiner rund 140 Mitarbeitenden zu entlassen, wie Direktor Nicolas Lombard auf Anfrage der sda sagte. Unter grössten Anstrengungen habe man diese Zahl von ursprünglich 35 auf 26 senken können. Man befinde sich mitten in den Verhandlungen um einen Sozialplan. Diese sollen bis spätetens Ende März beendet sein.
Die von der SSM lancierte Petition wurde am Donnerstagnachmittag SRG-Generaldirektor Armin Walpen übergeben. Dass sie von 1165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SRG unterzeichnet worden sei, zeige den starken Geist der Solidarität in allen Teilen des Unternehmens, schrieb das SSM weiter. Die Petition sei zudem eine klare Absage an jeden Versuch, die Wettbewerbssituation zwischen den einzelnen SRG-Regionen auf unsoziale Art und Weise auszunützen. Die Unterschriftenkampagne zeige, dass die Zukunft der gesamten SRG und deren Service-Public-Funktion aufmerksam verfolgt werde.
Angesicht von 1165 Unterschriften sei die SRG-Generaldirektion gefordert, schrieb das SSM weiter. Sie müsse auf ihren Entscheid zurückkommen und alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um Entlassungen bei Swissinfo abzuwenden.
Die Forderungen des SSM beurteilt Swissinfo-Direktor Lombard als unrealistisch. «Die Zitrone ist ausgepresst», sagte er der sda am Donnerstag. Auf Grund des Entlastungsprogramms investiere die SRG 2005 und 2006 bereits beträchtliche zusätzliche Gelder in Swissinfo. Die SRG sei deshalb nicht bereit, weitere 2 Mio. Franken aufzuwerfen. Für das Jahr 2005 belaufe sich das Gesamtbudget von Swissinfo gemäss Finanzplan auf 28 Mio. Franken, so Lombard. Davon übernehme der Bund 5 Mio. Franken, womit der SRG 5 Mio. Franken zusätzliche Kosten erwüchsen. 2006 ziehe sich der Bund zurück, und der zusätzliche Aufwand der SRG steige damit auf 10 Mio. Franken an.
Wie die Vorschläge von Swissinfo für die Sozialverhandlungen aussehen, wollte Lombard der sda nicht sagen. Aufgrund der Forderungen des SSM sei es dazu zu früh. Swissinfo strebe für die Betroffenen einen möglichst sauberen Sozialplan an.
Die 1934 gegründete Swissinfo/Schweizer Radio International ist eine Unternehmenseinheit der SRG. Ihre Aufgabe als Stimme der Schweiz im Ausland nahm sie zunächst als Kurzwellensender Schwarzenburg wahr. In den letzten 10 Jahren wurde Swissinfo zum Multimediadienst ausgebaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Programmangebot schrittweise auf neun Sprachen ausgebaut. 1978 wurde der Sender in Schweizer Radio International (SRI) umbenannt. Heute vermittelt Swissinfo/SRI seine Informationen via Internet, (Satelliten-)Radio und TV. Die Kurzwellensendungen wurden nach und nach eingestellt. Derzeit sind über 200 Mitarbeitende aus 24 Nationen bei Swissinfo angestellt. Siehe auch Swissinfo muss 35 von 147 Stellen streichen
Donnerstag
04.03.2004