Der Streit um den Bau eines Glasfasernetzes in Sissach ist um ein Kapitel reicher: Jetzt reagiert die Swisscom und stellt klar, dass sie die Verhandlungen mit der Lokalversorgerin Elektra Sissach nicht unbegründet abgebrochen hat.
«Die Beweggründe wurden sowohl Elektra Sissach und der Gemeinde Sissach im Detail erläutert», erklärt Swisscom-Mediensprecherin Sabrina Hubacher auf Nachfrage des Klein Reports am Donnerstagnachmittag.
Damit weist der halbstaatliche Telekomkonzern den Vorwurf, dass man aus «unerfindlichen Gründen» die Verhandlungen abgebrochen habe, klar zurück. Und sowieso: Die Verhandlungen habe die Swisscom von sich aus initiiert, so Hubacher weiter.
Absender des Vorwurfs ist Andreas Waber, CEO der Swiss Fibre Net AG, die als Vertragspartnerin der Elektra Sissach AG am Ausbauprojekt des 7000-Seelen-Orts im Kanton Basel-Landschaft beteiligt ist.
Zur Darstellung der Swisscom-Mediensprecherin sagt Waber gegenüber dem Klein Report: «Das mag schon sein, dass Swisscom diese Gründe an Elektra Sissach und die Gemeinde mitgeteilt hat, für Elektra Sissach waren sie jedoch trotzdem nicht verständlich.»
Vorgesehen wäre eigentlich gewesen, dass die Elektra Sissach AG das Netz baut und sich die Swisscom dann einmieten kann. Im letzten Februar hat sich der Konzern aber zurückgezogen und Planungen für ein eigenes Netz aufgenommen. Der Ausbau soll in den kommenden Monaten beginnen.
«Elektra Sissach und Swisscom haben Verhandlungen geführt, konnten sich jedoch nicht auf die kommerziellen Eckpunkte einigen», begründet Hubacher den Rückzieher der Swisscom und bleibt dabei vage. Weitere Details dazu seien vertraulich, ergänzt sie.
Dass die Swisscom nun im Alleingang ein Glasfasernetz baut, ärgert Andreas Waber von der Swiss Fibre Net. So seien zwei Bauarbeiten nötig, einmal für Elektra Sissach und einmal für die Swisscom, beklagte er am Donnerstag im Klein Report. Waber bezeichnete das Vorgehen des Konzerns als «inakzeptables monopolistisches Verhalten».
Auch diesen Vorwurf lässt der «blaue Riese» so nicht stehen: «Von Monopol kann keine Rede sein, da Dienste-Anbieter zwei Infrastrukturbetreiber wählen können: Elektra Sissach und Swisscom», meint Sabrina Hubacher von der Medienstelle.
Vom Ausbau würden nicht nur Swisscom-Kunden profitieren, sondern ebenso Kunden von Mitbewerbern, da diese das Swisscom-Netz «diskriminierungsfrei» nutzen können, präzisiert Hubacher.
Grundsätzlich habe der Telekomkonzern kein Interesse an einem Parallelausbau; man ziehe es klar vor, Kooperationen mit lokalen Netzbetreibern abzuschliessen, sofern diese «kommerziell sinnvoll» seien, erklärt Hubacher.
Aus Sicht der Swisscom war die Kooperation mit der Elektra Sissach AG also ganz offensichtlich nicht «kommerziell sinnvoll». Der erste Verhandlungsabbruch in Sachen Glasfaserausbau ist der Fall in Sissach aber keineswegs: «Es gab auch in der Vergangenheit Beispiele, in denen es nach einer Verhandlung nicht zur Kooperationen gekommen ist», so Hubacher. In diesen Fällen habe die Swisscom ihr Netz selbst ausgebaut.
Andreas Waber seinerseits vermutet, dass die Swisscom im Laufe der Verhandlungen mit Elektra Sissach «aufgrund einer anderen Ausgangslage plötzlich die Spielregeln angepasst hat und kein Interesse mehr an einer Kooperation hatte. Ein solches Verhalten haben wir schon in diversen, anderen Kooperationsprojekten feststellen müssen.»