Der Schachzug sitzt: Swisscom steigt in die Contentverwertung ein und sichert sich mit einer «substanziellen Minderheitsbeteiligung» von 49% den Zugang zu den Inhalten der CT Cinetrade AG.
Ziel des Telekomkonzerns ist es, «das TV-Geschäft innovativ neu zu gestalten», erklärte Swisscom-CEO Jens Alder am Freitag an einer Telefonmedienkonferenz und stützt sich dabei auf drei Komponenten: Swisscom-Mobile via UMTS (das Geschäft soll an Weihnachten in Gang gebracht werden), Swisscom-Broadcast und als drittes Standbein das Angebot von TV-Kanälen via Swisscom-Festnetz. «Für alle drei Komponenten brauchen wir einen Partner mit Erfahrung in der Verwertung von Content», begründete Alder den Entscheid.
Zu den Aktivitäten der Cinetrade-Gruppe gehören Pay-TV (Teleclub, an dem Ringier mit einem Drittel beteiligt ist), Kinos (KITAG) und die Verwertung von Filmrechten über Videos und DVDs (PlazaVista). Swisscom kann in den kommenden Jahren die Beteiligung an der CT Cinetrade AG weiter erhöhen, «doch ist das Einlösen einer solchen Option eher in Jahren anzugeben als in Monaten», sagte Alder weiter. Der bisherige Allein-Eigentümer der CT Cinetrade AG, Stephan Sager, bleibt CEO der Gruppe. Und diese soll, so Alder, auch bestehen bleiben. Die Swisscom-Beteiligung bedarf zwar noch der Zustimmung der zuständigen Behörden, doch zeigt sich Alder «optimistisch» im Blick aufs Prüfungsverfahren.
Mit der Beteiligung sichert sich Swisscom vorläufig den Zugang zum Content und zur Verwertungskette medialer Inhalte. Eine Investition in den weiteren Ausbau der Cinetrade plant Alder derzeit nicht. So denkt er zurzeit auch nicht an Marketingaktivitäten zur Verbreiterung des Abo-Stamms von derzeit 70 000 Teleclub-Mitgliedern: «Im Augenblick ist kein substanzieller Effort notwendig», gab der Swisscom-CEO auf eine Frage des Klein Reports zur Antwort, bestätigte aber, dass die Teilnehmerzahl derzeit am Wachsen sei.
Hintergrund der strategischen Partnerschaft ist für Swisscom das so genannte Triple Play: die mittelfristige Ergänzung der Kernaktivitäten Telefonie und Internet mit Fernsehen über Breitband-Internet. «Künftig kann Swisscom mit einem Gesamtangebot aus allen drei Bereichen für ihre Kunden zusätzlichen Mehrwert schaffen», heisst es dazu in einer Medienmitteilung. «Die zentrale Steuerung von Multimedia-Inhalten gewährleistet die Fortführung der angestammten Kanäle und den Ausbau der bisherigen Multi-Channel-Strategie der Cinetrade-Gruppe mit gezielter Positionierung und Steuerung der einzelnen Distributionskanäle», heisst es weiter.
Dabei stehen ganz klar die Kinos im Zentrum der Verwertung. «Was im Filme-Content-Geschäft entscheidend ist: dass man alle Kanäle steuern kann», meinte dazu Alder. Kern dieses Contentgeschäfts von Cinetrade, die 2003 einen Umsatz von 90 Mio. Franken mit 300 Mitarbeitenden erzielte, ist die KITAG. «Cinetrade hat die Kinos, und das ist ein wertvolles Element der Wertschöpfungskette», erklärte Alder weiter.