Schon heute haben 75 Prozent der Weltbevölkerung via Smartphone Zugriff auf das Internet. Allein in der Schweiz tippen die Nutzer im Schnitt 85 Mal am Tag auf das Mobiltelefon. «In fünf Jahren haben wir in der Schweiz 200 Millionen internetfähige Geräte», prognostizierte Urs Schäppi an der «Dreikönigstagung» vom 6. Januar. Dies ist jedoch laut dem Swisscom-CEO nur ein Teil der digitalen Revolution.
Als weiterer Hinweis der hohen Geschwindigkeit der Entwicklung dient ihm die «Fortune 1000»-Liste. «Rund 70 Prozent der Unternehmen, die 2004 noch auf dieser Liste vertreten waren, gibt es in dieser Form nicht mehr», erklärte Schäppi.
Im Zuge dieser strukturellen Umwälzung sieht Schäppi sowohl grosse Chancen als auch Risiken für die Schweiz. «Das hohe Bildungsniveau, gepaart mit einer gesunden Motivation, bietet der Schweiz die Möglichkeit, an der Spitze dieser Entwicklung mitzuwirken», glaubt der Swisscom-CEO. Dafür dürfe man allerdings nicht vor einer totalen Veränderung der Geschäftsmodelle zurückschrecken. «Diese sind unausweichlich», folgert Schäppi.
«Der Forschritt macht auch vor Cashcows nicht Halt», führt Schäppi mit Blick auf das eigene Unternehmen aus. Als Beispiel dient ihm die Etablierung der Internettelefonie: «Mit Voice-over-IP kannibalisieren wir unser eigenes Kerngeschäft, die klassische Telefonie.» Um die digitale Revolution erfolgreich zu meistern, fordert der Swisscom-CEO liberale Rahmenbedingungen und mehr Pioniergeist von der Medienbranche. «Denn wenn wir es nicht machen, bietet ein anderes Unternehmen diese Leistungen an und profitiert.»
Als eigene Strategie setzt die Swisscom auf Triple Play, also das konvergente Angebot von Unterhaltung, Telefonie und Internet aus einer Hand. Obwohl die Swisscom beispielsweise im Sportbereich bereits selber Inhalte produziert, möchte Schäppi nicht als Konkurrenz zur SRG wahrgenommen werden; auch wenn sie dies faktisch ist, so der Klein Report. Vielmehr sieht der CEO diverse Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der SRG, um gegen die globale Konkurrenz bestehen zu können.
Für den Klein Report eine relativ alte Denkweise, etatistisch getrieben, vor allem wenn man bedenkt, dass der staatliche Telekomkonzern Swisscom über eine gemeinsame Tochterfirma Mitbesitzerin der Schweizer Suchmaschine search.ch werden will. Die Swisscom hat vor, ihr eigenes Suchverzeichnis local.ch zusammen mit search.ch von Tamedia in ein Tochterunternehmen zu überführen. Die Swisscom will sich an dem Unternehmen mit 69 Prozent beteiligen und das Zürcher Medienhaus Tamedia mit 31 Prozent des Aktienkapitals. Damit ist Swisscom neben local.ch bald mehrheitlich im Besitz von serach.ch mit vorbehältlicher Zustimmung der Wettbewerbskommission.
Aufhorchen lässt zudem Schäppis Aussage zur Datensammlung: «Wir werden Big Data einsetzen, um gezielter und personalisierter werben zu können.»