In seinem «medienpolitischen Manifest», das am Donnerstag den Medien vorgestellt wurde, wirbt der Verlegerverband (VSM) für unabhängigen Journalismus. Doch ausgerechnet für das gleichentags stattfindende Swiss Media Forum haben die Verleger die Unabhängigkeit selber mit Füssen getreten. Denn für die Berichterstattung zum Event haben sich die Verleger ein Sondermagazin gekauft.
Ganz bewusst betreiben die Verleger «Gattungsmarketing» und wollen damit unter anderem auch die Bevölkerung für den Wert von kritischem und unabhängigem Journalismus sensibilisieren. Die Frage muss deshalb erlaubt sein: Weshalb sind es die gleichen Verleger, die sich im Vorfeld des Swiss Media Forum ein Sondermagazin bei «persönlich» gekauft haben? Kritische, unabhängige Berichte sucht man darin vergeblich.
Man braucht nicht päpstlicher als der Papst zu sein, aber wenn Art. 735 OR (Unterbilanz) beim «persönlich» zum Zeitpunkt des Besitzerwechsels von der Publigroupe zur Swisscom vorbeigeschaut hat, wäre im Nachgang etwas Demut angebracht. Auch wenns selten investigativer Journalismus war, entehren muss man die Denkarbeit von Journalistinnen und Journalisten nicht durch eine Komplett-Verkommerzialisierung.
Zu all dem passt auch, dass auch die Veranstalter des Forums scheinbar nicht an einer medialen Berichterstattung über den Event interessiert waren. So zeigte sich Bettina Bertschinger, Geschäftsführerin des Swiss Media Forum, wenig kooperationsbereit und wollte dem Klein Report wegen einer fehlenden Akkreditierung am Anlass selber keinen Einlass gewähren: «Das 'persoenlich' berichtet ja bereits über das Forum», sagte die Frau von Patrik Müller, Chefredaktor des Zeitungsverbunds «AZ Nordwestschweiz».
Wenig konstruktiv verlief schliesslich auch die Debatte zwischen Tamedia-Verleger Pietro Supino, SRG-Präsident Jean-Michel Cina, Ringier-CEO Marc Walder und Peter Wanner, Verleger der AZ Medien. Unveränderter Streitpunkt bleibt der Vermarktungsriese Admeira (Swisscom/SRG/Ringier), wobei insbesondere Walder und Supino sich deshalb übel in die Haare gerieten.
Eine Annäherung war weiter nicht erkennbar: So stritten der Tamedia-Verleger und der CEO von Ringier beispielsweise weiter darüber, ob die Swisscom ein staatliches oder ein privatwirtschaftliches Unternehmen ist, obwohl jedem klar sein muss, dass der Mehrheitsaktionär mit 51 Prozent das Sagen hat und die Strategie mitbestimmt.