«Es lässt sich ganz ordentlich mit den alten Clichés leben, solange man sie nicht als einzige Gradmesser konserviert» - dies ist das Fazit des Parlamentarier-Talk, der vergangene Woche unter dem Titel «Image der Schweiz» von Schweiz Werbung SW durchgeführt wurde. Dabei waren sich die Gesprächsteilnehmer einig, dass die Clichés der Schweiz nicht zufällig entstanden seien und eigentlich auch nicht so schnell abgeschafft werden müssten. Balz Hösly von der Osec: «Was ist denn so schlecht daran, dass man uns für zuverlässig und das Land für sicher hält?»
Die Gesprächteilnehmer glaubten nicht, dass das Image der Schweiz in der letzten Zeit durch negative Schlagzeilen gelitten habe. Johannes Matyassy von Präsenz Schweiz meinte, die Schweiz habe möglicherweise zwar etwas an Vorsprung eingebüsst, aber sie gelte immer noch als sauber und zuverlässig. Hösly hatte während seiner Tätigkeit erfahren: «Schweizer Unternehmen werden zwar als zuverlässig und qualitätsbewusst eingestuft, aber wir haben ein Innovationsproblem.» Denn die Produktivität werde als mittelmässig betrachtet. «Wir verlieren langsam den Anschluss», so Hösly. Das hätten die Pisa-Studie, eine OECD-Studie (Produktivität und Innovation) sowie der Wachstumsbericht des Seco (Produktivitätsproblem) gezeigt. «Der grosse Vorsprung ist zusammengeschrumpft. Allzu viele Unternehmer in diesem Land glauben immer noch, dass es reicht, einen roten Pass mit einem weissen Kreuz zu haben. Diese Zeiten sind jedoch vorbei.»
Für Jürg Schmid von Schweiz Tourismus ist das «Produkt Schweiz» zwar noch immer «hervorragend», jedoch müssten die Hoteliers «ihre Hausaufgaben machen». Ein Minuspunkt im Tourismus sei der Preis: Die Schweiz ist rund 15 bis 18% teurer als Nachbarländer. Das Hochpreisimage sei allerdings nicht immer nur negativ. Bei Produkten mit hoher Wertschöpfung sei man bereit, die höheren Preise zu bezahlen, ausserdem bedeute ein hoher Preis auch hohe Glaubwürdigkeit.
Dienstag
17.12.2002