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Freitag
14.02.2014

TV / Radio

Christoph Mörgeli bei Anne Will ©ARD

Christoph Mörgeli bei Anne Will ©ARD

Nach Roger Köppel bei «Hart aber fair» (ARD) sowie Markus Spillmann und Christoph Mörgeli bei «Anne Will» (ARD) tritt ein weiterer Schweizer im deutschen Fernsehen auf. «persönlich»-Chefredaktor Matthias Ackeret ist am Donnerstagabend zum ZDF-Polittalk von Moderatorin Maybrit Illner aufgeboten; natürlich für den Blocher-TV-Experten eine Bestätigung seiner Wichtigkeit. Für den Klein Report kommentiert Eugen Rieser.

Bei «Anne Will» präsentierte sich SVP-Sprachrohr Christoph Mörgeli - wie einst sein Chef, der auch immer bei seinen Attacken auf die Immigration lächelte - als «Volksexperte der Schweiz». Da stellt sich erstmal die Frage für den Klein Report: Hatten die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF keine andere Wahl, um den Puls der Schweizer Abstimmung vom vergangenen Sonntag zu fühlen, als SVP-PR-Agenten einzuladen?

Diese taten sich als «Direkt-Demokraten» hervor und versteckten sich hinter der These «Das Volk hat immer recht!». Da sollte man meinen, dass in Deutschland aus der Historie einiges gelernt wurde. Natürlich setzten die Moderatorinnen und Moderatoren Gegensteuer auf die pseudodemokratischen Voten der SVP-PR-Leute; doch die Ungeheuerlichkeiten wurden doch kommuniziert.

Spiegel Online kommentierte den Auftritt von Christoph Mörgeli kritisch und sprach von «Pöbeleien»: «Es gibt eine bestimmte Art von Lächeln, die wenig Freundliches hat. Christoph Mörgeli, dem Programmchef der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei, schien ein solches Lächeln förmlich im Gesicht zu kleben, um nicht zu sagen, dort einbetoniert zu sein. Denn mit dem Betonieren hatte er es ganz besonders.»

Doch alle die Argumente von NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann und der Gesprächsrunde «vermochten den dauerlächelnden Herrn Mörgeli nicht zu beeindrucken, obschon er letztlich solo auf weiter Flur war. Mörgeli musste seinen Kampf gegen das böse Europa im Alleingang bestreiten. Das tat er vorzugsweise, indem er einen Textbaustein nach dem anderen lieferte mit stets nur leicht variiertem Inhalt, die Einzigartigkeit der Schweiz betreffend und mit der Floskel beginnend: `Sie wissen doch...` Es kam so weit, dass Gesprächspartner Jean Asselborn, luxemburgischer Aussenminister, ihm erstens attestierte, es habe keinen Sinn, `mit Ihnen zu diskutieren`, und ihm zweitens empfahl: `Machen Sie doch einen Zaun um die Schweiz`», schreibt Spiegel Online in seinem Kommentar weiter.

Das Hamburger Nachrichtenmagazin sowie auch der Klein Report sind der Meinung, dass es dieser Talkshow nicht an aufklärerischem Gewinn gemangelt hätte - ganz im Gegenteil. Auf ihre Weise war sie vermutlich entlarvender als manche andere einschlägige Runde mit, sagen wir mal, dem irgendwie doch «zumindest halbnetten und bis dato vermeintlich unvermeidlichen notorischen Schweiz-Erklärer und SVP-Freund Roger Köppel» (Spiegel Online).

Der SVP-Oberguru Christoph Blocher begnügte sich mit Auftritten im eigenen Land und jubilierte - wie ein Fussballfan auf der Tribüne beim Tor seiner Mannschaft - vielschichtig über die jüngste Überfremdungsabstimmung. Sein zweites Thema hätte nicht zur Diskussion gepasst, nämlich der Abbau des bürgerlichen Staates, den er für Abstimmungen aber oft «missbraucht», um seine Mannschaft SVP als Sieger zu küren.

Herr Blocher ist der Widerspruch in sich selbst - meint da der Klein Report - und warum will er eigentlich eine Übermacht in einem Staat erringen, den er nicht als «starken, unabhängigen Bundesstaat» haben will? Ohne AHV und Sozialleistungen und naturellement auch ohne Steuern könnte er als «Oligarch» wie in Russland besser überleben, weil er über genügend Milliarden bei einer EU-Blockade der Schweizer Wirtschaft verfügt und übrigens mit der EMS-Gruppe auch im Ausland produzieren kann.

Übrigens soll Blocher sich noch despektierlich über die Westschweizerinnen und Westschweizer geäussert haben mit dem Hinweis, die Deutschschweizer wären «bessere» Patrioten als die Romands, weil diese die Initiative abgelehnt haben. Das hat einen Sturm im Westen und auch bei Bundespräsident Didier Burkhalter ausgelöst - zu Recht - und zeigt, wes Geistes Kind der selbsternannte «Super-Demokrat» ist.