Joe Biden ist definitiv ein «Comeback-Kid». Noch vor einigen Tagen sah es schlecht aus für ihn bei den Vorwahlen, doch am Mittwoch ist alles anders. Die US-Expertin («Trumpism») Regula Stämpfli zu den Resultaten am «Super-Tuesday» in den USA.
Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden verbuchte am «Super-Tuesday» gemäss ausgezählten Stimmen und Trends Gewinne bei den Vorwahlen in Texas, Massachusetts, Alabama, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Virginia. Bernie Sanders gewann Colorado, den wählerstarken Staat Kalifornien, Utah und Vermont.
Tja. Das hatten wir doch schon einmal. 2016 gewann die von Barack Obama gestützte demokratische Kandidatin Hillary Clinton beim «Super-Tuesday» haushoch gegen Bernie Sanders. Im November wählten aber viele enttäuschte Sanders-Supporter Donald Trump oder blieben zuhause. So kam es zum Sieg des Sexisten Trump, für den «Wahrheit» ebenso ein Konstrukt ist wie «Geschlecht» für Judith Butler.
Dieses für die Demokraten erlebte Trauma könnte sich eins zu eins im Herbst 2020 wiederholen. Joe Biden hat den «Super-Tuesday» gewonnen, doch es bleiben alle demokratischen Kandidierenden noch im Rennen. Diese Zersplitterung schadet jedem Gegenkandidaten von Trump.
Zudem verweigern sich Joe Biden und Bernie Sanders jeglicher Kooperation. Der «New York Times»-Kolumnist Thomas L. Friedman hatte vorgeschlagen, ein «Team of Rivals» innerhalb der Demokraten zusammenzustellen, um Trump zu schlagen. Dies wird ein frommer Wunsch bleiben.
«Biden gegen Sanders 2020» ist «Clinton gegen Sanders 2016» und somit eine für die Demokraten entsetzlich ähnliche Konstellation. Bernie Sanders geniesst zwar in der europäischen Presse ebenso wie in Teilen der US-amerikanischen grossen Rückhalt. Doch sein sozialdemokratisches Programm vermag vornehmlich weisse Linksliberale und die deklassierte Mittelschichtsjugendlichen zu mobilisieren.
Der demokratische Sieg im Repräsentantenhaus 2018 wurde aber von Themen wie Race, Migration, Gender, Diversity und Partizipation im progressiv-technokratischen Stil à Barack Obama gewonnen, und nicht durch den sozialistischen Progressivismus, den Sanders so vehement vertritt. So gesehen erinnert Bernie Sanders immer stärker an den erfolglosen Jeremy Corbyn in Grossbritannien, den Sargnagel der ehemals so stolzen britischen Labour-Party.
Bis zum demokratischen Konvent Mitte Juni wird, trotz Bidens Sieg beim «Super-Tuesday», das innerparteiliche Massaker unter Trump-Gegnern weiterlaufen. Das Desaster für die Demokraten aufhalten können wird wohl nur noch ein Mann: Der ehemalige Präsident Barack Obama.
Er hat die «casting vote», wenn er sich denn überhaupt zu den Wahlen 2020 festlegen will. Denn ganz ehrlich: 2024 leuchtet schon eine grosse Kandidatin, die aus den USA das Land machen könnte, das Barack Obama schon 2008 versprach: Michelle Obama.