Die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) hat ihre Wochenend-Rubrik «Unterm Strich» per sofort eingestellt. Die Tageszeitung aus München gab zu, beim deutschen Magazin «Katapult» Inhalte ungefragt übernommen zu haben.
Das auf Kartografik und Sozialwissenschaften spezialisierte Magazin «Katapult» führt nach eigenen Angaben seit 2015 die Rubrik «Trock'ne Zahlen». In dieser Reihe werden regelmässig Zahlenvergleiche gemacht. Zum Beispiel die Anzahl der Oscar-Nominierungen für Beste Regie in den letzten 91 Jahren und welche davon an Regisseurinnen gingen.
Diese Vergleiche stiessen bei der «Süddeutschen Zeitung» auf grosses Interesse und sie übernahm sechs Zahlenvergleiche ohne sich mit dem Urheber in Verbindung zu setzen. Daran hatte «Katapult» natürlich gar keine Freude. Deshalb warf das Magazin der SZ vor, dass sie «systematisch» Inhalte geklaut habe, wie es auf seiner Webseite am Montag publik machte.
«Katapult»-Chefredaktor Benjamin Fredrich schrieb, dass er den verantwortlichen Redaktor für die SZ-Wochenendausgabe, Christian Weber, per Mail kontaktiert habe, um dies zu klären.
Wie aus dem Beitrag hervorgeht, gab Christian Weber Kopien, also Plagiate, in «mindestens» sechs Fällen zu. Der SZ-Journalist schlug vor, in Zukunft das Magazin «Katapult» als Quelle zu nennen. Nach weiteren Mails bot Weber schliesslich eine Kooperation für eine Infografik-Doppelseite an.
Das fand der «Katapult»-Chefredaktor gar nicht gut: «Ich habe ein ernsthaftes journalistisches Problem, will das beheben und ein leitender Redaktor der 'Süddeutschen' möchte nichts an seinem Fehlverhalten ändern und reicht mir stattdessen seine schleimige Schleimhand.»
Nach diesem Vorfall schaltete sich der SZ-Ressortleiter Wissen, Patrick Illinger, ein und sandte eine Stellungnahme per Mail an das «Katapult»-Magazin. Darin gab er zu, dass «in insgesamt rund einem halben Dutzend Fällen» ein Zahlenvergleich «übernommen» worden sei. «Mit sofortiger Wirkung wird daher die SZ-Kolumne `Unterm Strich` eingestellt und demnächst durch ein anderes Format ersetzt.»
Den Wortlaut der Stellungnahme hat «Katapult» veröffentlicht. Gemäss Webseite sei «die Sache» für die Redaktion damit «erledigt».