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Samstag
04.04.2020

Medien / Publizistik

Der Verlauf der Kurve zeigt: Die untersuchte Schweizer Twitter-Community hat erst im Janaur begonnen, aktiv über das Coronavirus zu schreiben... (Bild: Digital Democracy Lab @ UZH)

Der Verlauf der Kurve zeigt: Die untersuchte Schweizer Twitter-Community hat erst im Janaur begonnen, aktiv über das Coronavirus zu schreiben... (Bild: Digital Democracy Lab @ UZH)

Die Twitter-Community in der Schweiz hat das Coronavirus erst wahrgenommen, als die ersten Ansteckungen in Europa bestätigt wurden. Ende Februar nahm der Erreger dann Überhand auf dem Kurznachrichtendienst. Das zeigt eine neue Studie des Digital Democracy Lab der Universität Zürich.

Eine Analyse von mehr als 2,7 Millionen Tweets ergibt ein klares Bild: Das Coronavirus war in der Schweiz auf Twitter kein Thema, solange es sich in Asien befand. Erst mit den ersten infizierten Europäerinnen und Europäern nahm das Thema langsam Fahrt auf, heisst es in der Studie, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Als die Situation in Italien zu eskalieren begann, wurde das Thema «noch stärker auf Twitter behandelt, da die Sorge des Einschleppens des Virus in die Schweiz plötzlich akut wurde». Mit dem ersten bestätigten Fall in der Schweiz wurde das Coronavirus zum bestimmenden Thema: Seit Ende Februar machte es mehr als zehn Prozent der gesamten untersuchten Tweets aus.

Gemäss den Forscherinnen und Forschern wurden in der Analyse nur diejenigen Accounts berücksichtigt, die mindestens fünf Schweizer Zeitungen auf Twitter folgen. Damit beziffert sich die Anzahl Accounts auf knapp 56'000. Der Zeitraum der untersuchten Tweets reicht vom 1. Dezember 2019 bis zum 26. März 2020.

Zur Identifikation der Tweets wurde der Text und die gebrauchten Hashtags automatisch nach Stichwörtern durchsucht, die mit dem Coronavirus «in Verbindung gebracht werden können». Die grosse Datenmenge und die automatische Zuordnung bringen aber «eine Unschärfe mit sich», so das Digital Democracy Lab.

Die Studie offenbart auch Unterschiede zwischen den Sprachregionen. In der Deutschschweiz wurde demnach das Virus am längsten «nicht stark thematisiert». Anders sieht es in der italienischsprachigen Schweizer Twitter Community aus: «Diese diskutierte das Thema ein erstes Mal stark Anfang Februar, nachdem am 31. Januar in Italien die ersten Fälle bekannt wurden.»

Am 22. Februar wurde dann bekannt, dass sich in Norditalien mehrere grosse Cluster von Coronavirus-Fällen befinden. Damit waren gemäss Analyse «alle Dämme gebrochen». Mit dem Ausbruch in Norditalien wurde die Debatte auch in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz stärker thematisiert.

Trotzdem habe es «etwa bis zum 9. März» gedauert, bis langsam klar wurde, dass das Virus nicht einfach wieder verschwinden würde. Und seit der Entscheidung des Bundesrates, die «ausserordentliche Lage» auszurufen, hat die Debatte rund um das Coronavirus Hochkonjunktur und wird diese wohl weiter innehaben, bis sich eine Besserung der Lage abzeichnet.