Schweizer Journalisten sind gemäss einer US-Studie kaum korrupt. Hinter den Musterknaben aus Finnland belegen sie - gemeinsam mit den Journalisten aus Dänemark und Neuseeland - den zweiten Rang. Forscher der Universitäten Northern Iowa und Purdue (Indiana) untersuchten in 66 Ländern, wie wahrscheinlich es ist, dass die Tages- und Wochenzeitungen durch Korruption beeinflusst werden. Die Resultate der Studie wurden am Montag in französischen Medien veröffentlicht. Demnach sind Journalisten in reichen Demokratien am wenigsten versucht, für Geld Gefälligkeitstexte zu verfassen. Die europäischen Länder, die USA und Kanada sind alle im vordersten Drittel der Liste. Die Schlusslichter sind China, Saudi-Arabien, Vietnam und Bangladesch.
Da sich Korruption nicht direkt messen lässt, stützten sich die Forscher auf acht Kriterien. Dazu gehören die demokratische Tradition eines Landes, die Korruption im Allgemeinen, die Journalistenausbildung, der Verhaltenskodex für Medienschaffende, die Pressefreiheit und der Wettbewerb unter den Medien. Ausser bei der allgemeinen Korruption und der Journalistenausbildung erreichte die Schweiz überall die Höchstnote. Philipp Cueni vom Schweizer Syndikat Medienschaffender zeigte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda vom positiven Resultat der Studie nicht überrascht. Er halte auch die Qualität der Ausbildung für gut und steigend, sagte Cueni am Dienstag.
Peter Studer, der Präsdient des Schweizer Presserats, freute sich, dass die Schweiz beim Kriterium Journalistenkodex gut abschnitt. Die «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» habe eine respektables, wenn auch verbesserungsfähiges Niveau an Beachtung erreicht. Die Korruption sei ein «Dauerproblem, aber kein massives», sagte Studer. Schwierigkeiten gebe es gelegentlich bei der Trennung von journalistischer und bezahlter Information und bei kleineren Zeitungen. Verbessert habe sich die Situation in der Finanzberichterstattung. Die grossen Medienkonzerne hätten für diesen Bereich in den letzten Jahren brauchbare interne Regelungen aufgestellt.
Dienstag
14.10.2003