Viele grosse Verlagshäuser bieten ihre erfolgreichen Printtitel mittlerweile auch als App für das iPad an. So verschieden die Geschäftsmodelle sind, so unterschiedlich sind auch die Bedienkonzepte. Eine am Donnerstag veröffentlichte Analyse des Berliner Marktforschungsinstitutes Goldmedia Custom Research GmbH zeigt, dass es bislang keine einheitlichen und intuitiven Nutzungsstandards gibt, was häufig zu Anwendungsproblemen führt. Mal sind die Applikationen wie ein Printmagazin gebaut, mal wie eine Website. Der Nutzer muss blättern oder scrollen, mal vertikal oder mal horizontal. Bilder lassen sich ganz unterschiedlich vergrössern, oft im Zwei-Finger-Modus, mit einem Finger oder gar nicht.
In einem qualitativen Nutzertest von Goldmedia kamen jene News-Apps, die neue Formen und Darstellungsmöglichkeiten bieten, am besten an. «Die Nutzer wollen einen Mehrwert gegenüber den Printausgaben und sie erwarten, dass die Vorzüge der attraktiven Tablet-Computer in den Apps eingesetzt werden», hält die Studie fest. Frage man die Nutzer nach dem favorisierten Format für die iPad-News-App, so werde mehrheitlich das Querformat bevorzugt.
Grossen Einfluss auf die Nutzungserwartung hat die Erfahrung, welche die User bislang beim Umgang mit Apps gesammelt haben. Wurde die Funktionsweise einer App erst einmal verstanden, wird sie auch bei anderen vorausgesetzt. Intuitiv versuchten die User zum Beispiel Bilder Apple-typisch mit zwei Fingern zu zoomen. Funktionierte dies nicht, probierten sie andere Funktionstechniken aus, oft jedoch erfolglos. Die Nutzer wünschen sich offenbar mehr Homogenität oder die Zulässigkeit verschiedener Bedienpraktiken.
Wie der Goldmedia-Nutzertest zeigt, werden wichtige Funktionen der iPad-Apps von den Usern häufig schwer gefunden. Symbole oder Buttons sind oft zu klein oder nicht eindeutig interpretierbar, Scroll-Balken ausgeblendet oder es fehlen Vergrösserungs- und Markierungshilfen. Auch wünschen sich die Nutzer mehr Individualisierungsmöglichkeiten: Sie wollen Gelesenes kennzeichnen und nach dem Ausschalten erhalten, Textgrössen variieren oder die Helligkeit verändern.
«Aktuell sind News-Apps für das iPad in der Informationsdarstellung sehr unterschiedlich. Eine durchgängig logische Bedienbarkeit ist bislang nicht erkennbar», kommentierte Christoph Schwab, Head of Research der Goldmedia Custom Research GmbH und Projektleiter der News-App-Analyse, die Ergebnisse. Damit hätten Digital Natives sicher weniger Probleme, möglicherweise liege für sie in den verschiedenen Konzepten auch ein zusätzlicher Reiz. «Für alle anderen aber sind Standards und einheitliche Navigationsarchitekturen sehr wichtig», betonte Schwab.




