Strukturwandel und schwindende Ressourcen bedrohen den Qualitätsjournalismus in der Schweiz. Ohne staatliche Medienförderung sind deshalb wichtige demokratiepolitische Funktionen gefährdet. Dies ist das Ergebnis einer neuen Expertenbefragung der Publicom AG in Kilchberg, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Der «staatstragende» Qualitätsjournalismus sei unter Druck - nicht nur durch abnehmende redaktionelle Ressourcen, sondern auch durch eine neue Art von Öffentlichkeit, die sich in Kommentarspalten und Social Media ausbreitet. Eine überwiegende Mehrheit des Delphinarium-Expertenpanels sei der Meinung, dass diese neuen Kommunikationsformen die Demokratiefunktionen des traditionellen Journalismus zumindest teilweise übernehmen, wird in der Studie ausgeführt.
Je mehr das Netz mit Propaganda, Desinformation, ungeprüften Nachrichten und unbedarften Meinungsäusserungen geflutet wird, umso unersetzlicher werde jedoch der Qualitätsjournalismus. Doch um diesen stehe es schlecht: «Gegen die Hälfte der Experten nimmt in den letzten Jahren eine abnehmende Qualität der Schweizer Medien hinsichtlich ihrer demokratiepolitischen Funktion wahr, und zwei Drittel glauben, dass es ein Qualitätsproblem gibt, das sich in Zukunft noch verschärfen werde», so das Ergebnis der Befragung.
Nur eine kleine Minderheit der befragten Personen glaube, dass das schweizerische Mediensystem seine demokratiepolitischen Leistungen auch ohne staatliche Medienförderung erbringen kann. «Die überwiegende Mehrheit ist freilich der Ansicht, dass ohne staatliche Medienförderung wichtige demokratiepolitische Funktionen gefährdet würden. Wie diese aussehen könnte, ist aber umstritten. Sowohl die aktuelle Presseförderung als auch die Förderung von Radio- und Fernsehen in der Schweiz werden kontrovers beurteilt.»
Grundsätzlich wird die Subventionierung der Presse durch die Verbilligung der Posttarife von den meisten als vernünftig beurteilt. Allerdings müsse das System selektiver gehandhabt werden. Eine starke Minderheit plädiert jedoch für deren Abschaffung, da mit dem Giesskannenprinzip keine gezielte Förderung möglich sei, heisst es abschliessend in der Mitteilung der Publicom AG.