Hasskommentare im Netz sind ein Problem. Sie diffamieren Minderheiten, schüchtern ein und bedrohen damit die Demokratie, indem sie Angegriffene davon abhalten, sich an einer öffentlichen Diskussion zu beteiligen.
Nun zeigt eine neu Studie von ETH und Uni Zürich: Hasskommentare lassen sich eindämmen, wenn man Empathie für die Betroffenen erwirkt.
Dies bedeutet: Reagiert man auf eine Hassrede mit einer Antwort, die Empathie mit den von der Hassrede betroffenen Personen erwirkt, können die Verantwortlichen zu einer Verhaltensänderung bewegt werden.
Illustriert wurde dies anhand eines Beispiels. So könnte eine Empathie erzeugende Erwiderung auf eine antisemitische Äusserung zum Beispiel lauten: «Ihr Post ist für Jüdinnen und Juden sehr schmerzhaft…».
Mit dieser Strategie würden danach rund ein Drittel weniger rassistische oder fremdenfeindliche Kommentare auftauchen. Zudem erhöhe solch eine Antwort die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass ein Hass-Beitrag wieder gelöscht werde, wie es in der Mitteilung heisst.
Untersucht wurden für die Studie 1350 englischsprachige Twitter-User, die rassistische oder fremdenfeindliche Inhalte publiziert hatten. Dabei wurde ein Teil der Hass-Twitterer zu einer Kontrollgruppe zugeteilt, bei dem Rest wurde nach dem Zufallsprinzip eine von drei «Counterspeech-Strategien» angewendet.
Eine davon ist die genannte Empathie erzeugende Strategie. Daneben wurde entweder mit Humor oder mit einem Hinweis auf mögliche Konsequenzen auf die Hass-Kommentare geantwortet.
«Auf humorvollen Counterspeech reagierten die Hass-Twitternden kaum. Selbst der Hinweis, dass auch Familie, Freunde und Kollegen des Senders dessen Hass-Nachrichten sehen, wirkte nicht», so das Fazit der Forschenden. Und dies ist insofern bemerkenswert, als diese beiden Strategien häufig von Organisationen, welche sich gegen Hassrede einsetzen, angewandt werden.
Verantwortlich für die Studie war ein Forschungsteam rund um Dominik Hangartner, ETH-Professor für Politikanalyse. Neben den Professoren Karsten Donnay und Fabrizio Gilardi vom Digital Democracy Lab der Universität Zürich waren auch 13 Master-Studierende des ETH Center for Comparative and International Studies massgeblich am Projekt beteiligt.