Gerade einmal jeder fünfte Deutsche sieht ausschliesslich fern. Dagegen isst fast jeder Zweite während der Sendung, jeder Dritte schläft zeitweilig ein und jeder Vierte liest zeitgleich zum Fernsehprogramm. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, für die 2000 Personen in persönlichen Interviews befragt wurden.
Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, meint zu den Ergebnissen: «Das Fernsehprogramm war ein Mittelpunkt unseres Lebens, strukturierte die Feierabendgestaltung und war eine Art Lagerfeuer im eigenen Wohnzimmer, vor dem sich die Familie einfand, um gemeinsam und still die Sendungen zu verfolgen. Heute ist das Fernsehen zu einem Nebenbeimedium geworden, das zwar durchschnittlich 221 Minuten pro Tag eingeschaltet ist, aber dennoch immer weniger geschaut wird.»
Besonders aktiv vor dem Fernseher sind übrigens die Frauen: Sie telefonieren häufiger als Männer (36% zu 30%), erledigen zehnmal öfter Hausarbeiten wie Waschen oder Bügeln und dreizehnmal häufiger widmen sich Frauen vor laufendem Fernsehgerät der Schönheitspflege - von der Pediküre bis zur Maniküre. Männer sind von diesen Multi-Tasking-Fähigkeiten weit entfernt - deutlich in Führung liegen sie nur bei einem Statement: Ich sehe ausschliesslich fern.
Gross sind aber auch die Unterschiede bezogen aufs Alter. Mehr als die Hälfte aller unter 34-Jährigen isst vor dem Bildschirm, während dies nur 38 Prozent der über 55-Jährigen tun. Diese schlafen zeitweilig vor dem Fernseher ein, lesen oder sehen tatsächlich einfach nur fern.
In der mittleren Lebensphase werden vor laufendem Gerät Pflichten wie Hausarbeiten oder die Post erledigt. Dafür erledigt knapp jeder zweite 14- bis 17-Jährige während des TV-Konsums seine Hausaufgaben.
Reinhardt meint zu den Gründen für die häufigen Nebenbeschäftigungen: «Die Inhalte der Sendeanstalten sind heute zum Grossteil durch ein massentaugliches und leichtes Programm gekennzeichnet, welches unterhält und berieselt - schwere Kost ist da eher die Ausnahme.» Neben dem Inhalt seien es aber auch die Zeitnot und die innere Unruhe, die den Zuschauer abdriften und anderen Aktivitäten zuwenden lasse.
«Wer einem Film einen ganzen Abend widmet, hat schnell das Gefühl, etwas anderes verpasst, nicht genug geschafft oder erledigt zu haben. Denn selbst am Feierabend haben wir häufig noch das Bedürfnis, etwas Produktives tun zu müssen.»