Nach den abrupten Kürzungen beim Young Lions Wettbewerb durch WerbeWeischer und Weischer.Media hat sich der Art Directors Club Switzerland (ADC) als neuer Schweizer Repräsentant für das Kreativfestival in Cannes ins Spiel gebracht. Die Werbeauftraggeber und der Verband Leading Swiss Agencies (LSA) halten die Ideen für prüfenswert.
«Der Ausfall des Young Lions Wettbewerbs für einige Kategorien ist ein herber Verlust für die Nachwuchsförderung von jungen Kreativen in der Schweiz», konstatierte Uwe Schlupp, Co-Gründer und Creative Director von KSP Krieg Schlupp Partner, gegenüber dem Klein Report. Dabei wären gerade die Nachwuchsförderung und -motivation «die wichtigsten Aufgaben von Verbänden und Award-Shows», findet Schlupp.
Genauso wie die Werbeagentur KSP äusserten diverse weitere Agenturen und auch die Werbeauftraggeber ihre mehr oder weniger deutliche Kritik am Entscheid von WerbeWeischer und Weischer.Media, die Young Lions hierzulande in den Kategorien Film, Print und Digital nicht weiterzuführen.
Eher vorsichtig ordnete Jung von Matt/Limmat den aufkeimenden Streit um die Young Lions ein. «Zur Finanzierung der Young Lions Competition werden wir von Agenturseite keine Stellung nehmen. Es handelt sich um ein branchenweites Thema, das auf Ebene der Verbände diskutiert werden muss», glaubt man bei Jung von Matt/Limmat.
Catherine Purgly, Geschäftsführerin der Leading Swiss Agencies (LSA), bezog für den Klein Report dafür deutlicher Stellung. «Dass Weischer.Media den Nachwuchs in ihrem Kerngeschäft besonders fördern möchte, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Von der Repräsentation der Young-Lions-Wettbewerbe in der Schweiz erwarten wir jedoch ein Engagement für die gesamte Kreativbranche», führte sie aus.
Junge Talente sollen auch in der Schweiz die Möglichkeit haben, ihr Können in allen Kommunikationsdisziplinen unter Beweis zu stellen, sagte Purgly weiter. «Wir unterstützen jede tragfähige, nachhaltige Lösung, die den Nachwuchs in der Schweiz vorwärtsbringt und die ermöglicht, junge kreative Talente der Schweiz nach Cannes zu senden.» Dass der ADC Switzerland die Kompetenz und das Vertrauen der Branche hätte, die Repräsentanz zu übernehmen, steht für Catherine Purgly ausser Frage.
Auch Roland Ehrler, Direktor des Schweizer Werbe-Auftraggeberverbands (SWA), will dem ADC bei seinem Unterfangen, die Schweizer Repräsentanz für die Cannes-Lions-Wettbewerbe zu übernehmen, keine Steine in den Weg legen. «Wir haben da grundsätzlich nichts dagegen, insbesondere wenn es damit gelingt, die gestrichenen Nachwuchs-Kategorien erhalten zu können», erklärte er.
Ein grosser Vorteil des ADC sei laut SWA-Direktor die Nähe zur Kreativbranche und die Erfahrungen im Umgang mit Wettbewerben und dem Nachwuchs. «Ein Nachteil könnte der abrupte Übergang vom alten zu einem neuen Repräsentanten sein. Aber vielleicht gibt es ja auch noch Lösungen dazwischen?», deutete Roland Ehrler eine mögliche Übergangs- oder Kompromisslösung an.