Es scheint, dass sich der künftige SRG-Generaldirektor, Roger de Weck, mehr dem publizistischen Auftrag der nationalen, regierungsnahen Radio- und Fernsehunternehmung widmen will. Der Text, den der Verwaltungsrat der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft am Donnerstag vorlegte, dürfte aus der Feder des neuen Generaldirektors stammen, meint der Klein Report. De Weck ist ja bekanntlich der erste SRG-Chef, der sich in hohe Chefredaktionsposten in der Schweiz und Deutschland hochgedient hat, und vermutlich sich auch mehr mit der Publizistik und dem Service public der SRG auseinandersetzen möchte als im beamtenhaften, technokratischen Management zu «versauern».
Das ist neu: Wie im Klein Report bereits vor Monaten aufgezeigt wurde, hatten frühere SRG-Bosse wie Stelio Molo oder der legendäre Leo Schürmann zwar auch politische Direktiven in die Regionen zu den Redaktionen verschickt, aber meist eher als autoritäre Generäle in Bern gewirkt. Roger de Weck dagegen gibt sich liberal und bezieht etwas «pseudodemokratisch» die vier regionalen Direktoren in die Führungscrew mit ein. Ihnen werden nebulöse Jobs wie «Gruppenmarketing» oder «Arbeiten an Methoden, mit denen der Publikumserfolg von Multimedia-TV-Radio-Angeboten gemessen werden» zugeteilt, die nicht klar definiert sind und damit nur sinnlose Sitzungen nach sich ziehen und keine Ergebnisse bringen. Das ist wahrscheinlich die «Teamarbeit», wie dies de Weck zu seinem Fürhungsmodell schreibt.
Eine kleinere SRG-Führungsstruktur wird angestrebt und mit einem Generalsekretär oder -sekretärin aufdotiert; das ist nicht neu. Alle Departemente des Bundesrates und alle Parteien in der Schweiz verfügen über solche zentralen Führungsinstrumente. Ob solche zentralistische «Manöver» mit einem «inneren Herrschaftskreis» zu mehr Effizienz und Straffung führen werden, ist heute nicht absehbar und bringt dem Medienunternehmen vermutlich nicht die angestrebte Innovation zu einem modernen Kommunikationskonzern. Ein kleiner Schritt eventuell ist getan, aber die Innovation ist kaum ersichtlich, meint der Klein Report.
Freitag
05.11.2010




