Die Kampagne «Love Life - und bereue nichts» zeigt fünf Paare beim Sex. Das passt konservativen Kreisen nicht. 35 Kinder und Jugendliche wollen die Kampagne mit Unterstützung der Stiftung Zukunft CH stoppen.
Der Klein Report wollte in einer Strassenumfrage wissen, was die Passanten und Passantinnen von der Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit, der Aids-Hilfe Schweiz und der Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz halten.
Die 23 befragten Personen waren sich fast einig: 16 von ihnen sind der Kampagne gegenüber positiv eingestellt, vier begrüssen sie grundsätzlich, halten Massnahmen zum Schutz von Kindern aber für nötig, und nur drei Personen lehnen die Bilder ganz ab.
«Auf den Fotos sieht man doch gar nichts! Da ist manche Unterwäschewerbung expliziter», fand eine Studentin (30). «Sehr toll finde ich, dass auch gleichgeschlechtliche Liebe gezeigt wird. Die Gesellschaft muss sich dahingehend noch mehr öffnen.»
Ein Bankangestellter (36) sah es nüchtern: «Es geht um Sex, darum passt die Werbung. Sie bleibt im Gedächtnis. Dass gewisse Kreise diese verbieten wollen, ist absurd. Schliesslich anerkennt mittlerweile sogar der Papst, dass Kondome etwas nützen.»
Die Beschwerdeführer hatten vor dem Bundesverwaltungsgericht moniert, die Bilder seien «hochsexualisiert» und würden das schutzwürdige Interesse von Minderjährigen verletzen. Das Gericht teilte am Donnerstag hingegen mit, dass es keine vorsorglichen Massnahmen gegen die Kampagne für nötig hält.
Ein Schüler (14) sah sein schutzwürdiges Interesse nicht verletzt: «Ich finde die Werbung gut. Man sieht auf den ersten Blick, dass man sich schützen soll, und das ist eine wichtige Aussage.»
Eine junge Frau (16) fühlte sich ebenfalls nicht gestört und verteidigte die Bilder: «Die machen doch jedes Jahr so eine Kampagne. Ich weiss nicht, warum sich da noch jemand aufregt. Wie will man sonst auf Geschlechtskrankheiten hinweisen?»
Dass es gar nicht anders geht als mit expliziten Bildern, sagte eine Ärztin: «Geschlechtskrankheiten sind oft ein Tabuthema. Viele gehen nicht rechtzeitig zum Arzt. Eine beschämte Kampagne würde deshalb überhaupt nichts nützen. Das muss so explizit sein, um das Tabu aufzuweichen.»
Etwas kritischer sah es ein Bankangestellter und Vater (39): «Eigentlich eine gute Kampagne. Aber meine Kinder müssten das nicht unbedingt sehen. Vielleicht könnte man die Plakate vor allem in Nachtclubs und Bars aufhängen, wo keine Kinder sind. Und im Internet präsentieren, dort können Eltern ihre Kinder kontrollieren.»
Sehr negativ äusserte sich eine Pensionärin (68): «Freie Liebe ist gar nicht meins. Ich bin Christin und mich stören diese Bilder.» Doch selbst sie fand es nicht richtig, die Kampagne zu verbieten. Das sei der falsche Weg. Jeder einzelne müsse entscheiden, ob ihm die Bilder entsprächen.
Über den Protest gegen die Kampagne konnte ein Pensionär (66) nur den Kopf schütteln: «Ich glaube, unsere Zeiten werden wieder prüder als früher statt offener. Das gilt gerade für junge Leute. Ich finde es nach wie vor eine Superkampagne!»