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Montag
07.05.2018

Medien / Publizistik

«Es fehlt Info, wie man Schiedsrichter wird»

«Es fehlt Info, wie man Schiedsrichter wird»

Im Schweizer Amateurfussball fehlen Schiedsrichter. Das neue Portal sportbird.ch will «Schiris» vermitteln und durch finanzielle Anreize Neulinge zum Pfeifen ermutigen – ein «Tabu-Thema» in vielen Fussballclubs. Der Klein Report hat sich bei Initiant Simon Huber nach den Hintergründen erkundigt.

Auch Ex-Profischiedsrichter Urs Meier gehört zu dem fünfköpfigen Team, das hinter sportbird.ch steht. Die Arbeiten laufen seit gut einem Jahr. Wann genau das Portal online geht, ist noch nicht klar. «Das Portal ist für uns alle ein zeitintensives Hobby», sagt Simon Huber gegenüber dem Klein Report.

Zum Team gehören neben Urs Meier und Simon Huber, der als Investment-Analyst in der Immobilienbranche arbeitet, IT-Engineer Jonas Bamberger, Projektleiter Tobias Hofmann sowie IT-Consultant Aladin Huber. «Alle sind gleich stark am Projekt beteiligt.» Urs Meier ist mit der Schwester von Simon Huber verheiratet.

Sportbird.ch will dem Schweizer Amateurfussball eine Informationsdrehscheibe und eine Vermittlungsplattform bereitstellen. «Wir haben Informatives vermisst, das aufzeigt, wie man Schiedsrichter oder Trainer wird», sagt Meier zu den Beweggründen hinter dem Projekt. «Auf unserem Portal haben wir zusätzlich zum Markplatz vereinfacht dargestellt, wie ich zum Schiedsrichter und/ oder Trainer werde, inklusive Anforderungen, Ausbildungen, Zeitaufwand und Vorteile.»

Wie der Fussballsport insgesamt habe sich auch das Schiedsrichterwesen in den letzten Jahren weiterentwickelt; «leider nicht in der gleichen Geschwindigkeit wie der Fussball», sagt Huber. Es gebe einen «grösseren ´Gap`», den man ausgleichen müsse. «Mit der Einführung von halbprofessionellen Schiedsrichtern hat der Schweizerische Fussballverband nun die Weichen in die richtige Richtung gestellt», findet der sportbird.ch-Mitinitiant. 

Doch im Amateurfussball gibt es innerhalb der Regionalverbände noch «grosse Unterschiede»: «Hier gilt es, in allen Regionen die Qualität zu verbessern, damit die Plattfom gewährleisten kann, dass von ´unten` auch die talentiertesten und besten Schiedsrichter erfasst werden, dass sie nicht abspringen und dass sie dann nach oben ge- und befördert werden.»

Dem Schiedsrichtermangel will sportbird.ch aber nicht nur mit Information und dem Online-Marktplatz begegnen. Auch finanzielle Anreize sollen gesetzt werden. «Die Idee hinter unserem Konzept ist, dass die Strafgelder, die die Vereine für fehlende Schiedsrichter zahlen müssen, umverteilt werden», erklärt Simon Huber dem Klein Report. «Wenn ein Verein einen Schiedsrichter findet und die Busse nicht mehr bezahlen muss, soll er die 1000 Franken, oder zumindest einen Teil davon, in seine Schiedsrichter investieren. Als Vermittlungsplattform greifen wir jedoch nicht aktiv in diesen Prozess ein.»

Auf die Idee, die Strafgelder als Belohnung auszuloben, sei man durch eine Umfrage bei «537 Privatpersonen» gekommen, so Huber. Sowohl bei denjenigen, die als Amateurschiedsrichter arbeiten, wie auch bei jenen, die sich ein solches Engagement vorstellen könnten, sei deutlich geworden, dass ein «finanzieller Ausgleich bis 1500 Franken» gewünscht wird. 

«Derzeitig verdient ein neu einsteigender Schiedsrichter rund 960 Franken pro Saison.» Pro Spiel werden 80 Franken Spesen verrechnet, wobei mindestens zwölf Spiele pro Saison gepfiffen werden müssen.

Aus der Umfrage sei klar geworden, «dass wir speziell auch Personen für den Fussball respektive die Tätigkeit des Schiedsrichters begeistern müssen, die nicht in einem Verein Fussball spielen», so Simon Huber. Wer für einen Verein selber auf dem Rasen steht, hat am Wochenende meistens keine Zeit zu pfeifen. «Wir wollen Personen von ausserhalb (speziell auch Frauen) fürs Schiedsrichteramt begeistern.»

Doch das Geldthema ist nicht ganz ohne. «Funktionärstätigkeiten in einem Verein werden als entschädigungsloses Ehrenamt angesehen», sagt der sportbird.ch-Mitgründer. «Dadurch ist unsere Grundidee eher ein Tabu-Thema.» Doch das eine schliesst für Huber das andere nicht aus. In der Umfrage sei deutlich geworden, dass das Geld für die meisten «nicht im Fokus steht». «Wir wollen eine nachhaltige Entwicklung der Schiedsrichter generieren. Aus unserer Sicht ist eine finanzielle Komponente ein Teil davon.»

In «rund vier Wochen» beginnen die «ersten Test» mit dem Portal, soviel konnte Huber zu den nächsten Arbeitsschritten verraten. Sportbird.ch wird sich zu Beginn an Schweizer Vereine richten. «Zeitnah streben wir aber auch eine Lancierung in Deutschland sowie in Österreich an.»