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Dienstag
11.07.2006

Die Strafanstalt Lenzburg AG nimmt Ende August als erstes Gefängnis der Schweiz einen ständigen Handy-Störsender in Betrieb. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) hat laut einer Information vom Dienstag die Konzession für den Betrieb der
300 000 Franken teuren Anlage erteilt. Die Anlage werde derzeit montiert, sagte Strafanstaltsdirektor Marcel Ruf am Dienstag zur Nachrichtenagentur SDA. Wenn die Erfahrungen positiv seien, werde das Bakom eine Konzession für den definitiven Betrieb erteilen, sagte dessen Sprecher Roberto Rivola. Die Strafanstalt verfüge seit April über die Konzession für einen Versuchsbetrieb.

Die Anlage wird laut Direktor Ruf nicht während 24 Stunden Störsignale senden. Sie messe, ob innerhalb der Anstalt eine Handy-Verbindung aufgebaut werde. Dann sende sie zehn Sekunden lang Signale. Ausserhalb der Gefängnismauern dürften die Handy-Netze nicht gestört werden. Die Anlage soll verhindern, dass die Gefangenen trotz des absoluten Handy-Verbots ihre Flucht oder Drogengeschäfte organisieren können. Im Januar war einem Gefangenen in Lenzburg die Flucht gelungen, die er von seiner Zelle aus mit einem Handy koordiniert hatte.

In der Strafanstalt Lenzburg ist den 170 Insassen einzig erlaubt, in speziellen Kabinen über das Festnetz zu telefonieren. Die Kontakte zur Telefonvermittelung werden bis zur Entlassung der Gefangenen gespeichert. Wegen dieser Registrierung konnten gemäss Ruf schon oft verfahrensdienliche Hinweise an die Polizei weitergeleitet werden. Der geflüchtete Gefangene konnte laut Ruf wegen der Adresse eines Telefonkontakts sechs Stunden nach dem Ausbruch in St. Gallen verhaftet werden.