«Ich bin kein Kulturpessimist», meint Iso Rechsteiner, Präsident der Stiftung Ostschweizer Medienpreis. Anlässlich der 16. Preisverleihung für «herausragende journalistische Arbeiten von Medienschaffenden über die Region Ostschweiz» wollte der Klein Report von ihm wissen, ob es ihn überhaupt noch gibt, den Qualitätsjournalismus.
«Früher war nicht alles einfach besser, im Gegenteil», kommentiert Rechsteiner die mediale Entwicklung in den letzten Jahren. Es seien jedoch Tendenzen zu erkennen, die der Branche nicht weiterhelfen. «Die Stichworte dazu sind die zunehmende Personalisierung von Themen und damit verbunden die Skandalisierung», meint Rechsteiner und kritisiert sogleich: «Die Bewirtschaftung von Emotionen mag zwar kurzfristig die Klick-Zahlen steigern, neue Erkenntnisse bringt sie indes nicht.»
Qualitativ hochwertiger Journalismus müsse indes nicht neu erfunden werden: «Gute Themen, starke Recherchen, Originalität, Faktentreue, Ausgewogenheit im Sinne von `audiatur et altera pars`, das Respektieren des Vieraugenprinzips, die Beachtung professioneller Standards, all diese Elemente prägen Qualitätsjournalismus auch weiterhin», so der Stiftungspräsident.
Dennoch sind die klassischen Mediengattungen wie Print, Fernsehen oder Radio in den letzten Jahren stark durch die Online-Konkurrenz unter Druck geraten. Folge davon sind etwa auch fast unüberschaubare Informationsmengen im Internet. Gerade deshalb sei es wichtig, dass Journalismus werthaltig und relevant ist: «Guter Journalismus zeichnet sich auch dadurch aus, dass er Kontext schafft und Orientierung gibt», findet Rechsteiner.
Als Folge des digitalen Wandels sei zwar alles viel schneller geworden, doch «Geschwindigkeit ist für sich genommen noch kein journalistischer Wert. Nach wie vor gilt: `Be first, but first be right`!», meint Rechsteiner. Eine zweite Folge der Digitalisierung sei, dass herkömmliche Geschäftsmodelle zunehmend erodieren würden. «Niemand hat ein Rezept, wie man den Schritt von der Gegenwart in die Zukunft bewerkstelligen kann.»
Und so diskutiert auch der Rat der Stiftung Ostschweizer Medienpreis ständig, welche zeitgemässen Formate bei der Preisvergabe berücksichtigt werden sollen. «Wir sind uns bewusst, dass die traditionellen Formen nicht sakrosankt sind», muss Rechsteiner zugeben. «Dass dabei je länger je mehr auch crossmediale Formate in Frage kommen, ist evident.»