Nach dem Rückzug der WAZ-Gruppe steht Ringier in der Poleposition für einen möglichen Kauf des 40%-Aktienpaketes am Axel Springer Verlag von Pleitier Leo Kirch. Aber: Ringier wolle sich nicht nur an Springer beteiligen - die beiden Medienunternehmen würden derzeit auch eine Beteiligung von Springer an Ringier prüfen, schreibt die «Frankfurter Allgemeine» (FAZ) am Dienstag. Diese Überlegungen zu einer Überkreuzbeteiligung zeigten, wie eng der Schulterschluss sein könnte. Offen sei bislang jedoch, so Insider, wie hoch eine Beteiligung des grössten deutschen Zeitungshauses in der Schweiz ausfallen könnte. Ringier-Sprecher Fridolin Luchsinger bestätigte am Montag Verhandlungen mit Springer, ohne auf den Inhalt einzugehen.
Laut den vorliegenden Informationen soll Ringier zunächst das Springer-Paket von Kirch von der Deutschen Bank übernehmen, welche die Aktien als Kreditpfand verwerten will. Später sollen rund 10% der Aktien an der Börse plaziert werden, 5% sollen an Verlegerwitwe Friede Springer verkauft werden. Ringier würde bei Springer eine Sperrminorität von 25% behalten. Das Konzept sieht gemäss FAZ aber auch einen möglichen Tausch von Verlagsobjekten etwa im Zeitschriftenbereich vor.
Der Rechtsstreit zwischen Kirch und der Deutschen Bank über die Verwertung des Pakets ging am Dienstag vor dem Landgericht München ohne konkretes Ergebnis zu Ende. Die Entscheidung des Gerichts solle erst am 20. September verkündet werden, sagte die Richterin. Die Deutsche Bank versicherte nach der Verhandlung, sie werde bis dahin freiwillig nicht über die 40-prozentige Beteiligung verfügen. Somit hat Kirch noch mehr als eine Woche Zeit, seine Verkaufsverhandlungen für das Paket abzuschliessen. Siehe auch: Poker um Springer zwischen Murdoch und WAZ
Dienstag
10.09.2002