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Sonntag
07.12.2025

Medien / Publizistik

40 Jahre eine Kolumne im «SonntagsBlick» und nun die Biografie «Frank A. Meyer: Auf ein Wort»...   (Bild: Ringier/Webs.)

40 Jahre eine Kolumne im «SonntagsBlick» und nun die Biografie «Frank A. Meyer: Auf ein Wort»... (Bild: Ringier/Webs.)

Man kann nur hoffen, dass Frank A. Meyer, Ringier-intern auch FAM genannt, nie stirbt: Denn dann folgt die Heiligsprechung der jetzt angelaufenen Messe mit der Biografie über den langjährigen Journalisten «Frank A. Meyer: Auf ein Wort».

Geschrieben vom ehemaligen Ringier-Journalisten René Lüchinger, der unter anderem im Ringier-Verlag von 2014 bis 2016 Chefredaktor des «Blicks» war.

Ursula Klein, Gründerin und Chefredaktorin des Klein Reports, hat in die erste Messelesung reingehört.

Unter dem vorab am Sonntag im «SonntagsBlick» publizierten Kapitel «Die Marke FAM» reiht sich eine Steigerung an die nächste zum Superlativ über einen heute 81-Jährigen, der aus einfachen Verhältnissen aus Biel stammt und der zeitlebens an einem Ödipuskomplex krankt und einen Bildungskomplex nicht abarbeiten kann. Aber als Journalist viel geleistet hat.

Solche Kritik hört FAM nicht gerne und Verleger Michael Ringier schon gar nicht, der sich mit dem Journalisten seit Anfang der 70er Jahre auf Gedeih und Verderb verbunden und ihn über die Jahre auch immer ordentlich finanziert hat.

Wer sich eine Majestätsbeleidigung erlaubt, darf mit einer Beweislastumkehr rechnen und hat Ringier-Anwälte in der Hütte, die oft das Geld des Verlegers verbrennen und die auf anderem Terrain mit aller Macht die Deutungshoheit erzwingen.

Wie Ringier hört offenbar auch Meyer nicht immer so genau hin. Denn wie die als «Lebensfreundin» und «Seelenverwandte» bezeichnete Partnerin Lilith Frey, die wie Meyer als Einzelgängerin durchs Leben gehe, wird sie in der Biografie über FAM so zitiert: «’Er kann nicht sehen’, sagt sie, ‚schreibt nur, er sieht nichts.‘ Zumindest anfänglich. Inzwischen, im Heute, räumt die erste Kritikerin im Hause Meyer ein, sei auch der zweidimensional Buchstaben Produzierende etwas ein Sehender geworden, der das Dreidimensionale im Fluidum der Welt für sich entdeckt habe und in sein Schreiben einfliessen lasse.»

In dieser Sprache gehts im Buch weiter: «Er kolumniere heute mit Melodie, sagt sie, in Dur oder Moll. Und er sagt, sein Schreiben sei skulpturaler geworden und dies wirke bis in das optische Bild seiner Kolumnen hinein – Buchstaben, Worte, Sätze, Absätze ergeben eine Partitur, die fast schwerelos das Gewicht seiner Intellektualität in bildhafte Musikalität transformiert.» So wird die ehemalige Moderedaktorin bei der «Schweizer Illustrierten» aus dem Ringier-Verlag von Biograf Lüchinger zitiert.

Und wie im Untertitel der Biografie «Begegnungen mit Macht und Menschen» angedeutet, ist und war Meyers intensives Nachdenken über Menschen und Leute hochinteressant und im Schweizer Journalismus nicht wegzudenken. Es hat ihm unter anderem eine 40 Jahre andauernde Kolumne im «SonntagsBlick» gebracht. Rekord.

Wie viele andere ältere Journalisten-Modelle ist auch Frank A. Meyer auf einem langen Heimweg. Durch die ansteigende Lebenserwartung bleiben die Herrschaften der Leserschaft länger erhalten. Ringier intern sehen die Journalisten aber Frank A. Meyer als letzten Garant für eine gewisse publizistische Beständigkeit im Verlag.

Nur beim Faktor Macht scheitert Meyer oft kolossal: An sich selber und der damit verbundenen Distanzlosigkeit. Und das wird so bleiben, denn seine Aussenwirkung als Journalist wird ihm wohl nie genügen. Irgendwo sind die Kirschen immer süsser, das Gras grüner. Da muss er hin.

Diese Art des Journalismus, bei der die Protagonisten stark ins Agieren kommen, aber nach der Publikation keine Verantwortung übernehmen müssen, begleitet Frank A. Meyer sein ganzes Berufsleben und mit ihm die Journalistinnen und Journalisten im Ringier-Verlag, die oft darunter leiden. Hier seien nur die Intervention und Verhinderung einer (möglichen) Swissair-Rettung, damals mit Moritz Suter im Umzug, zu nennen oder die unsägliche und ewig währende Gerhard-Schröder-Odyssee.

Bei der Abdankung von Ellen Ringier im Zürcher Opernhaus am 16. Mai hat Schröder dann zwar mit seiner Ehefrau separat in der Zürcher Kronenhalle zu Mittag gegessen und war nicht unter den «handverlesenen» und «exklusiven» Gästen im Restaurant Razzia vertreten.

An der sehr würdigen und schönen Abdankungsfeier im vollen Opernhaus hat Verleger Michael Ringier durch seine beiden Töchter seine Rede vortragen lassen. Er selber schwieg.

Anders an der Buchvernissage für seinen Freund Frank A. Meyer, da hält Michael Ringier am Montagabend eine Rede.