Seit einigen Monaten ist der weltgrösste Anbieter von IT-Infrastrukturleistungen mit dem kryptischen Namen Kyndryl auch in der Schweiz aktiv.
Aber wie viele andere IT-Firmen ist auch Kyndryl vom enormen Fachkräftemangel betroffen. «Seit letztem November leite ich als Chef die Schweizer Ländergesellschaft», sagt Olivier Vareilhes gegenüber dem Klein Report. «In der digitalisierten Welt steigt die Nachfrage nach hochqualifizierten Technologiefachkräften. Es ist eine Herausforderung, qualifizierte Mitarbeitende zu finden.» Aktuell sind bei Kyndryl in der Schweiz zahlreiche Stellen offen.
Der Chef der Schweizer Niederlassung hat sein Büro in Zürich-Altstetten – im bisherigen IBM-Gebäude. Schweizweit umfasst das Team mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Zürich, Bern, Lausanne, Lugano, Genf und Basel. Die Digitalisierungsbestrebungen und die Cloud-Transformation führen zu völlig neuen Job-Profilen: «Es entstehen neue Rollen wie etwa Site Reliability Engineers, Technologieentwickler oder Tribe leader», sagt Vareilhes über die Herausforderungen.
Um in der Rekrutierung gegen die klingenden Namen der internationalen Tech-Konzerne zu bestehen, setzt er auf die besondere Mischung von Kyndryl: «Wir vereinen das Beste aus zwei Welten. Wir verfügen über die jahrzehntelange Erfahrung der IBM, aber unser Spirit und unsere Agilität sind die eines Start-ups.»
Die Grösse hat Kyndryl, weil das Unternehmen ein Spin-off der IBM ist. Am 4. November 2021 wurde die neue Firma an der New Yorker Börse gelistet. Das Unternehmen entwirft, baut, verwaltet und modernisiert die unternehmenskritischen Informationssysteme, auf die unsere moderne Welt angewiesen ist. Mit einem Umsatz von 19 Milliarden Dollar war Kyndryl vom ersten Tag an ein Schwergewicht im Markt.
Der Firmenname ist eine englische Adaption: «Kyn» leitet sich ab vom Wort «Kinship», also Verwandtschaft oder Beziehung, und «Dryl» stammt von «tendril» und erinnert an Wachstum.
Was, ausser dem Namen, ist wirklich neu? «Wir haben uns komplett neu erfunden», sagt Vareilhes auf die Frage des Klein Reports. «Vorher waren wir ein Dienstleistungsunternehmen mit dem Ziel, den Technologiebereich zu stärken. Heute sind wir ein Dienstleistungsunternehmen mit dem Ziel, die effizientesten, sichersten und kostengünstigsten Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln.»
Eine wichtige Änderung besteht darin, dass Kyndryl völlige Freiheit bei der Gestaltung der Lösungen habe. «Im Unterschied zu früher können wir jetzt auch Verträge abschliessen, in denen Technologie von Drittfirmen wie Microsoft, AWS, Google oder VMWare zum Einsatz kommt», erklärt Vareilhes.
Durch die Loslösung von IBM hat sich das potenzielle Marktvolumen der eigenen Aktivitäten von bisher 240 Milliarden auf 510 Milliarden Dollar im Jahr 2024 mehr als verdoppelt. Vareilhes will in der Schweiz nicht nur mit dem bestehenden Kundenstamm wachsen, sondern auch neue Kunden ansprechen. Künftig sollen auch kleinere Unternehmen auf Kyndryl setzen.