Die Literaturkommission der Stadt Bern hat am Dienstag ihren diesjährigen Buchpreis verliehen. Je 8000 Franken erhielten Beat Sterchi für seinen Bühnentext «Das Matterhorn ist schön» und Martin Frank für seine Novelle «Blinde Brüder». Sterchis mit Sprechstück sei «im besten Sinn des Wortes eine abartige Theaterphantasie», sagte Jurymitglied Stefan Hulfeld in seiner Laudatio. In seinen dramatischen Texten experimentiert Sterchi gern mit umgangssprachlichen Konversationsfloskeln. So auch in seinem neuesten, der mit der «Regieanweisung» beginnt: «Das Ziel ist das Matterhorn. Angereist wird auf dem Rücken der Sprache». Rollen im eigentlichen Sinn gibt es nicht, die Schauspieler sind aufgerufen, sich diejenigen Sätze anzueignen, mit denen sie etwas anfangen können. Martin Franks Text «Blinde Brüder» verglich Kommissionspräsidentin Yeboaa Ofosu mit einem «herrlichen Abgrund». Die Novelle besteht aus drei Teilen, in denen zwei indische Brüder mit je eigener Sprache eine Geschichte ganz verschieden erzählen. Wessen Sicht ist «richtig», fragt der Text, die des aussengesteuerten Sehenden oder die des introspektiven Blinden?
Dienstag
04.12.2001