Content:

Montag
24.02.2020

Medien / Publizistik

«Wir haben weder Mäzene noch Sponsoren und bekommen auch keine Subventionen», sagt die scheidende Redaktionsleiterin Dagmar Brunner (Mitte).

«Wir haben weder Mäzene noch Sponsoren und bekommen auch keine Subventionen», sagt die scheidende Redaktionsleiterin Dagmar Brunner (Mitte).

Nach 25 Jahren bei der «ProgrammZeitung» geht Dagmar Brunner in Pension. Vom Inserateschwund ist auch das Basler Kulturmagazin nicht verschont geblieben, die Abo-Müdigkeit sei bisher aber nicht zu spüren, sagt die scheidende Redaktionsleiterin im Gespräch mit dem Klein Report.

«Dass wir aus eigener Kraft existieren», ist der grösste Erfolg, den Dagmar Brunner beim Blick zurück auf die vielen Jahre, die sie für die «ProgrammZeitung» gearbeitet hat, verbuchen kann.

Das Kulturmagazin erscheint monatlich als Print-Heft mit um die 90 Seiten. Es besteht aus einem redaktionellen Teil, aus Gastbeiträgen der Kulturveranstalter und einer ausführlichen Agenda. Das selbstauferlegte Motto der Redaktion ist es, «kulturfreundlich, aber kritisch» aus Basel und der Region zu berichten.

Die grösste Hürde sei «immer die Finanzierung» gewesen, sagte die scheidende Redaktionsleiterin dem Klein Report am Freitag, ihrem letzten Arbeitstag an der Basler Viaduktstrasse, wo das achtköpfige Team sich 545 Stellenprozente teilt.

«Wir haben weder Mäzene noch Sponsoren und bekommen auch keine Subventionen, das heisst, wir finanzieren uns selbst via Abos und Werbung.» Hie und da kämen Spenden und «projektbezogene Beiträge» hinzu, unter anderem von der Basler Christoph Merian Stiftung.

Konkret kommen laut Dagmar Brunner zurzeit 34 Prozent der Einnahmen von den Inseraten der Kulturveranstalter, 32 Prozent von Gewerbe-Inseraten, die Abos steuern 27 Prozent zu den Einnahmen bei, Online 4 Prozent und Spenden 3 Prozent.

Entstanden ist die «ProgrammZeitung» als eine Art Selbsthilfeaktion von Basler Kulturschaffenden. Nach der Fusion von «National-Zeitung» und «Basler Nachrichten» zur «Basler Zeitung» im Jahr 1977 sei ein kulturjournalistisches Vakuum entstanden. 

Die neue Baz führte damals keinen Veranstaltungskalender und berichtete eher dürftig über kulturelle Anlässe. Nachdem ein erster Versuch nicht über eine ambitiöse Nullnummer hinausgekommen war, gründeten die Initiatoren den Herausgeberverein «Mehrkultur» und präsentierten 1987 die erste Nummer der «ProgrammZeitung». 

Seit 1992 ist der Verlag als Aktiengesellschaft aufgestellt. Der Verwaltungsrat arbeitet ehrenamtlich, die AG ist als gemeinnützig anerkannt. «Das bringt Steuervorteile», so Dagmar Brunner weiter zum Klein Report.

«Den Inserateschwund spüren wir wie alle anderen Medien auch. Wir versuchen, dieser Entwicklung mit klugem Kostenmanagement zu begegnen, ohne beim Produkt zu sparen.»

Seit 2001 besteht eine Inserate-Kooperation mit anderen Schweizer Kulturzeitschriften wie den St. Galler «Saiten», «041» aus Luzern und der «Kulturagenda» in Bern. Dieser «Kulturpool» hat sich laut Brunner «analog zum Inseratemarkt» entwickelt. «Als kulturpolitisches Statement ist er aber ein wichtiges Signal.»

Von der Abo-Müdigkeit sei bei der «ProgrammZeitung» bisher nicht viel zu spüren. Als Special-Interest-Titel werde sie von Menschen abonniert, «die das Produkt wirklich brauchen, unabhängig von ihrer finanziellen Situation». Die Abozahlen seien «stabil bis zunehmend». Die Wemf bescheinigt dem Titel derzeit eine verkaufte Auflage von 3135 Exemplaren.

Nach genau einem Vierteljahrhundert bei Basels kulturellem Teilchenbeschleuniger nimmt Dagmar Brunner nun also den Hut. «Dieser Abschied war lange vorbereitet. Und ich habe mit Sabine Knosala eine tolle Nachfolgerin, der ich die Arbeit sehr gerne übergebe.»