Das Syndikat Schweizer Medienschaffender will mit den Unikom-Radios einen Gesamtarbeitsvertrag aushandeln. Der Verband von schweizerischen nicht-kommerzorientierten Lokalradios steht dem Anliegen nicht ablehnend gegenüber.
Die Verhandlungen sollen im nächsten Jahr beginnen, wie Silvia Dell`Aquila, Fachsekretärin Private elektronische Medien beim SSM, dem Klein Report bekannt gab. «Wir hoffen, dass er im übernächsten Jahr in Kraft tritt», sagte sie.
Der Verband Unikom hat von sich aus die Aufnahme von GAV-Verhandlungen geprüft. «Die Unikom hält sich an eine ganz einfache Regel», sagte Verbandspräsident Lukas Weiss gegenüber dem Klein Report. «Wenn mindestens drei Mitglieder (von 18) Interesse an einer Aktivität bekunden, wird das Thema weiterverfolgt. Beim GAV ist dies knapp der Fall, deshalb verfolgt der Vorstand das Thema weiter.»
Das Thema sei bereits wiederholt mit den Mitgliedern erörtert worden, so Weiss. Die Aussichten für einen erfolgreichen Abschluss stehen demnach nicht schlecht. «Es kursierte bereits ein Entwurf», sagte der Unikom-Chef. «Es gibt wenige strittige Punkte, da dieser Entwurf bereits auf dem Stand von bestehenden Firmenverträgen und Standardarbeitsbedingungen bei den Radios aufbaut.»
Weiss sieht mehrere Vorteile, sollte ein GAV eingeführt werden. «Radios, die sich auf einen GAV einlassen, bezeugen damit ihre Stärke und ihr Engagement für gute Arbeitsbedingungen», meinte er. «Dies in einem Umfeld, in dem sich die Krisensituation der Branche mit der geradezu rituellen Selbstausbeutung linker Betriebe zu einem Duo Infernale verbindet. Dem etwas entgegenzusetzen, ist sicher gut.»
Weiss relativiert aber auch die Wirkung eines GAV-Abschlusses. «Ein Nachteil ist, dass jede Verhandlerei am teilweise problematischen Lohnniveau nichts ändert.» Die Radios, welche für einen GAV seien, hätten heute schon Firmenverträge oder Arbeitsbedingungen, die «praktisch so gut sind wie ein möglicher GAV».
Aber selbst dann, wenn sich an den Arbeitsbedingungen bei diesen Sendern nichts ändern würde, hält er einen GAV-Abschluss für vorteilhaft. «Sie erhalten für den gleichen Aufwand ein Etikett, das mehr Wirkung hat», meinte er.
Den Zeitplan des SSM hält er für realistisch. «Es werden jedoch längst nicht alle Unikom-Radios den GAV übernehmen», sagte er. «Rund die Hälfte der Mitglieder haben ohnehin keine bezahlten Mitarbeitenden, bei der anderen Hälfte setzt ein Teil andere Prioritäten. Als Verband respektieren wir dies, die Unikom ist für die Mitglieder da, nicht umgekehrt.»
Doch er glaubt auch daran, dass mit der Zeit die Zahl der Sender, die einen GAV abschliessen werden, zunehmen wird. «Auf die Länge bin ich optimistisch», sagte er. «Ein alte Erfahrung bei der Unikom lehrt, dass bei Zwang die Radios nicht mitmachen. Ist etwas freiwillig und berichten die Ersten von einer guten Erfahrung, dann sind zwei Jahre später plötzlich alle dabei.»