Nachdem das Schweizer Fernsehen eine Stunde lang die Pressekonferenz von Philipp Hildebrand in einem «Tagesschau Spezial» auf SF 1 übertragen hatte, musste Moderator Mario Grossniklaus zum Abschluss der Livesendung einen Coup der Konkurrenz vermelden: SVP-Nationalrat Christoph Blocher habe sein Schweigen gebrochen, er werde sich noch am selben Abend erstmals auf Tele Züri zur Nationalbank äussern. Einzig den genauen Sendeplatz - Blocher trat um 18.30 Uhr live im «Talk Täglich» auf - verschwieg Grossniklaus.
Live übertragen wurde die von 150 Medienvertretern besuchte Pressekonferenz nicht nur von SF 1 und DRS 4, sondern auch von Tele Züri und weiteren Privatsendern. Letztere fielen dadurch auf, dass sie auf eine französische Übersetzung des teils in der zweiten Landessprache abgehaltenen Wortgefechts zwischen Philipp Hildebrand und zwei Journalisten verzichteten. Als SRF-Wirtschaftsredaktorin Marianne Fassbind aus dem Publikum heraus eine Frage stellte, war sie erst auf Tele Züri auch nur schwer zu verstehen. Das lang indes daran, dass Fassbind im ersten Anlauf in ihr eigenes Fernsehmikrofon sprach, anstatt das Saalmikrofon in die Hand zu nehmen.
Hatte vor der Pressekonferenz im «Tagesschau»-Studio noch SRF-Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe die Tragweite von Philipp Hildebrands Verhalten ausgiebig analysieren dürfen, wobei er zum Schluss gekommen war, dass die Glaubwürdigkeit des Nationalbankchefs «schon sehr stark angekratzt» sei, blieb die Analyse von Hildebrands Auftritt Marianne Fassbind vorbehalten: «Er hat sehr selbstsicher gewirkt, seine Aussagen waren glaubwürdig», urteilte sie. Doch gebe es nach wie vor «offene Punkte», insbesondere was die Transaktion von Mitte August anbelange. So sei nach wie vor nicht erkennbar, «welche Dollar» bei jenem Devisengeschäft verkauft worden seien. Eine gute Nachricht sei dagegen das Versprechen, für mehr Transparenz zu sorgen.