Daniel Steiner, stellvertretender Leiter Unternehmenskommunikation der SRG SSR idée suisse, erklärte am Donnerstag in einem schriftlichen Interview mit dem Klein Report, welche Punkte den unmittelbaren Ausschlag für die Umstrukturierung gegeben haben. «Die im Zusammenhang mit der neuen Konzession umgesetzte Strukturreform, die auch dem Verwaltungsrat, der Geschäftsleitung und der Generaldirektion neue Funktionen zuweist, war der Auslöser», so die Erläuterung im Namen der SRG SSR.
Folgende Punkte seien dem designierten Generaldirektor Roger de Weck wichtig:
Die Geschäftsleitung müsse gestrafft werden und als übersichtliches Team funktionieren und operieren. Zudem müsse die Strategiearbeit verstärkt werden, namentlich im Bereich der Angebotsstrategie. Bei der Umstrukturierung habe kein aus- oder inländisches Medienunternehmen als Vorbild gedient. Die SRG SSR sei allein schon aufgrund der Viersprachigkeit und der regionalen Abstützung der Trägerschaft als Verein nicht 1:1 vergleichbar mit anderen Medienunternehmen.
Am 16. Dezember 2010 wird der Verwaltungsrat SRG SSR voraussichtlich die neuen Stellen einer Direktorin oder eines Direktors Operationen sowie einer Generalsekretärin oder eines Generalsekretärs besetzen. Bis Ende Februar wird die Wahl in weitere neu zu besetzende Positionen der zweiten Führungsebene erfolgen. Ab dann soll auch die neue Struktur beziehungsweise Führungsorganisation in Kraft treten.
Zur Frage, ob der künftige Generaldirektor durch die Straffung nicht zu viel Macht erhalte, nahm die SRG folgendermassen Stellung: «Die Straffung ergibt sich auch aus der Fusion der Radio- und Fernsehdirektionen in der Deutsch- und der Westschweiz, womit deren Gewicht grösser wird.» In einem kleinen Team könne sich jedes Mitglied stärker einbringen als in einem grossen Gremium. So erwarte Roger de Weck, dass sich die Direktoren der Unternehmenseinheiten sowohl für die Interessen des Gesamtunternehmens genauso einsetzten wie für die Anliegen ihrer Medien und ihrer Region. Um künftig mit gleich viel Mitteln die Qualität und das Angebot zu halten und gar zu verbessern, müsse die SRG SSR die Effizienz in ihrer ganzen Organisation und nicht nur in der Geschäftsleitung weiter optimieren.
Dass die neue Generalsekretärin beziehungsweise der neue Generalsekretär zu viele Kompetenzen erhalte und allenfalls all die Aufgaben nicht bewältigen könne, glaubt man bei der SRG nicht. «Strategiestudien, Qualitäts- und Risikomanagement sowie Marktforschung gehören unweigerlich zusammen. Denn eine gute Strategie geht von den Stärken und Schwächen des Angebotes, der Markt- und Trendanalyse sowie der Einschätzung von Chancen und Risiken aus», schrieb Daniel Steiner dem Klein Report. Der Generalsekretär habe eine für diese Funktion übliche Führungsspanne. Er habe weit weniger Aufgaben und Zuständigkeiten als beispielsweise Daniel Eckmann, der heutige stellvertretende Generaldirektor, der zudem auch Organisationseinheiten leite, die neu beim Direktor Operationen seien, und in allen Belangen die Stellvertretung des CEO wahrnehme.
«Das Pensum des Generalsekretärs ist selbstverständlich sehr anspruchsvoll, aber von einem Top-Profi zu bewältigen», betont die SRG. Aus dem Anforderungsprofil sei ersichtlich, dass es nicht primär journalistische Fähigkeiten für diese Tätigkeit brauche. Roger de Weck bevorzuge interne Kräfte, sofern diese dem Anforderungsprofil entsprechen.
Zum neuen Modell der Arbeitsaufteilung der vier Regionaldirektoren präzisierte die SRG schliesslich, dass es sich bei den nationalen Aufgaben der Regionaldirektoren um «dosierte Aufgaben» handle, die mit vertretbarem Zeitaufwand verbunden seien. So werde beispielsweise Mariano Tschuor in Zukunft gemeinsame nationale Produktionen und Sendungen wie kürzlich das Projekt «Gotthard-Durchschlag» oder vor zwei Jahren die «Integrationswoche» im Einvernehmen mit den regionalen Unternehmenseinheiten koordinieren.
Im Übrigen wolle Roger de Weck die geballte Kompetenz im Führungsteam dazu nutzen, nicht nur formal anstehende Entscheide zu fällen, sondern auch über die Zukunft des Service public nachzudenken und zu diskutieren.
Freitag
05.11.2010




