Man hatte ihn schon von Beginn weg als Gast bei Roger Schawinski erwartet, am Montag war es nun schon wieder soweit: Roger Köppel stellte sich Schawinski im Streitgespräch. Dass sich die beiden gut streiten können, haben sie schon auf Radio 1 bewiesen. Deshalb klingt der Titel des «Tages-Anzeiger»-Artikels «Radio 1 zu Gast bei SRF» noch harmlos. Im Bericht aber übt nicht nur der Verfasser Christian Lüscher selbst, sondern auch der Medienjurist Urs Saxer deutlich Kritik an der Sendung «Schawinski».
Denn Roger Schawinski beginnt die Sendung anders als sonst. Er werde «zum ersten Mal kein Interview sondern ein Streitgespräch» führen, so der Moderator. «Wir machen das jede Woche auf Radio 1 unter dem Titel `Roger gegen Roger`.» Der «Tagi»-Journalist schreibt, dass die Sendung intern als «grenzwertige Form von unentgeltlicher Schleichwerbung» wahrgenommen werde und Medienjurist Saxer es für problematisch halte, dass das Format der Sendung «Roger gegen Roger» von Radio 1 praktisch übernommen und zusätzlich auf die Sendung auch noch hingewiesen worden sei.
Ausser der Anmoderation von Schawinski bleibt der Inhalt danach allerdings dem Konzept der Sendung mehr oder weniger treu: Schawinski wirft wie gewohnt mit Provokationen um sich und der Gast, Roger Köppel, antwortet und erklärt - vielleicht ein bisschen vertrauter als mit anderen Gästen. Der Vorwurf, dass Schawinski damit die Zuhörerschaft von Radio 1 erhöhen wolle, ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber die Frage, warum es gerade dieses Mal nötig war, von einem Streitgespräch statt einem Interview zu sprechen, bleibt unbeantwortet.
«Ob Streitgespräch oder Interview ist in diesem Format eine akademische Frage», sagte SRF-Pressesprecher Marco Meroni am Donnerstag gegenüber dem Klein Report.
Die Antwort auf die Frage, weshalb man zugelassen habe, dass Roger Schawinski, der die Gäste zusammen mit der Chefredaktion auswählt, das Konzept für diese Ausgabe seiner Sendung änderte, stellt ebenfalls nicht zufrieden. «Mit dem Hinweis zu Beginn, dass diese Paarung als Streitgespräch `Roger gegen Roger` bei Radio 1 vorkomme, wurde diese Tatsache transparent gemacht», so Meroni. «Es folgte ein spannendes Streitgespräch, ohne jegliche Werbung für andere Formate.»
War es nun Schleichwerbung oder übervorsichtig, dass Roger Schawinski auf seine Radio-1-Sendung aufmerksam machte und die Sendung als Streitgespräch bezeichnete? Unglücklich war es auf jeden Fall, unnötig ebenso. Genauso wie der Umstand, dass er ebenfalls wie in «Roger gegen Roger» nur drei Themen ansprechen wollte. Es hätte wohl auch mit vier Themen geklappt. Abklärungen, ob die Anmoderation gegen die publizistischen Leitlinien verstossen habe, will das SRF aber nicht treffen. «Nein, dazu besteht kein Anlass», sagte Meroni.
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