Der Test des Kriegsspiels «Battlefield 1» der SRF-Digital-Redaktion Ende Oktober hat dem Sender Unverständnis und Kritik eingebracht.
Empörte SRF3-Hörer haben sich auf Facebook über die «unverholene Faszination», mit der das «Schlachthaus WW1 in höchsten Tönen, wenn auch mit verhalten schlechtem Gewissen, empfohlen wird» beschwert.
SRF Digital hat bei der Berichterstattung darauf hingewiesen, dass der Erste Weltkrieg eine Tragödie war. Im weiteren Verlauf des Tests wird klar, dass das Spiel fasziniert. Fazit der Redaktorin Martina Gassner: «Ich habe nicht wirklich etwas auszusetzen. Die Macher haben mit `Battlefield 1` einen spektakulären, hübschen, hektischen und dynamischen Shooter geschaffen, an dem wir wohl noch lange Freude haben. Ich strecke all meine Daumen nach oben!!».
Als neues Tool der Berichterstattung hat nun SRF Digital auch eine «Live Play»-Session eingeführt, bei der man der Redaktorin auf Youtube live zusehen kann, wie sie sich durch das Spiel kämpft und reihenweise Soldaten tötet. Das Video kann auch nach der Liveausstrahlung als Aufzeichnung jederzeit wieder angeschaut werden.
Hier wird auch die technische Umsetzung kritisiert: fehlende Intros, kein Kommentar am Anfang und durchgängig schlechter Ton mit ständigen Klopfgeräuschen. Auch wenn man sich über die Qualität der Moderation streiten kann, das Ganze wirkt insgesamt amateurhaft, was eigentlich eine Beleidigung für die vielen höchst professionellen Let`s-Play-Videoblogger ist, von denen sich die SRF-Digital-Redaktion ausbilden lassen sollte.
Auf die Verherrlichung von Kriegsspielen und die Technikschwächen angesprochen, hat Martina Gassner via Youtube-Kommentar zwar zugegeben, dass noch einige technische Probleme gelöst werden müssen, da die Infrastruktur erst frisch «zusammengezimmert» wurde. Eine Verniedlichung von Kriegsspielen sieht sie jedoch nicht. «Als Game-Redaktion von SRF halten wir es ausserdem für unsere Pflicht, eine der wichtigsten Publikationen des Jahres ausführlich zu behandeln.»
«Battlefield 1» hat eine Einstufung von Pegi 18 erhalten. Pegi 18 bedeutet die ausschliessliche Empfehlung für Erwachsene. Sie kommt zur Anwendung, sobald die dargestellte Gewalt grausam wirkt und/oder bestimmte Gewaltarten dargestellt werden, Gewalt verherrlicht oder verharmlost wird.
Ob die Berichterstattung über ein solches Spiel wirklich zur Pflicht der SRF-Digital-Redaktion gehört, ist zu hinterfragen. Bei der Verbreitung dieses SRF-Beitrages auf SRF3, srf.ch, Facebook und Youtube kann im Gegensatz zum Spiel, das nur an Erwachsene verkauft werden darf, nicht sichergestellt werden, dass auch nur Erwachsene damit in Berührung kommen.
Wenn diese Haltung bei der SRF-Redaktion zukünftig auch zu anderen Themen wie Alkohol und Tabak angewendet wird, dürfen wir uns schon bald über Alkoholdegustationen und Rauchwarentests auf den SRF-Medien unterhalten.
