Das Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gehört in eine Reihe ähnlicher Fälle. Die Repression des Wüstenstaats gegen regimekritische Medienschaffende setzt auf heimliche Inhaftierungen.
Bis heute fehlt von Jamal Khashoggi jede Spur. Am 2. Oktober war er in Istanbul in die saudi-arabische Botschaft gegangen, um Hochzeitsformulare abzuholen - und wurde seither nicht wieder gesehen.
Sein mysteriöses Verschwinden ist kein Einzelfall. In den vergangenen zwölf Monaten sind laut einer minutiösen Auflistung, die Reporter ohne Grenzen (ROG) am Donnerstag publik gemacht hat, über 15 Journalisten und Blogger in Saudi-Arabien verschwunden. Oftmals wird erst nach Monaten bekannt, dass sie von den Behörden festgenommen und zu Haftstrafen verurteilt worden waren.
So geschehen beim Journalisten Saleh el Shihi: In Haft gesetzt worden war er im Dezember 2017. Offiziell bestätigt wurde dies den Angehörigen allerdings erst zwei Monate später. Zum selben Zeitpunkt erfuhr seine Familie, dass er zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war.
Ebenfalls heimlich festgenommen worden war der Ökonom und Bürgerjournalist Esam al Zamel. Erst nach einem Jahr wurde seine Inhaftierung bestätigt, nämlich als Anfang Oktober der Prozess gegen ihn begann. Al Zamel hatte den Wirtschaftskurs der Regierung in Tweets und Zeitungsberichten kritisiert.
Der saudische Journalist und Dichter Fayez ben Damakh ist seit September 2017 verschwunden. Von ihm fehlt bis heute jede Spur. Damakh wollte einen Nachrichten-TV-Sender in Kuwait gründen. Laut lokalen Medien wurde er entführt und nach Saudi-Arabien verschleppt, was die Behörden aber nie bestätigten.
Und nun also Jamal Khashoggi. Die Theorien über sein Schicksal reichen von seiner Ermordung über eine Verschleppung in ein saudisches Gefängnis bis hin zur Behauptung der saudischen Regierung, dass Khashoggi die Botschaft eigenständig verlassen habe und erst dann verschollen sei. Keine dieser Theorien lässt sich bisher beweisen.
Regierungsnahe saudische Medien prangern unterdessen eine mediale Schmutzkampagne gegen das Ansehen ihres Landes an.