Verquetscht zwischen den täglichen Horrormeldungen ist diese Woche bekannt geworden, dass die asiatischen Winterspiele 2029 nach Saudi-Arabien vergeben worden sind.
Das Berggebiet Trojena erhielt am Dienstag in Phnom Penh vom asiatischen Olympia-Komitee den Zuschlag. Trojena ist Teil der futuristischen Planstadt «Neom», die sich 170 Kilometer entlang des Roten Meeres erstrecken soll. Der grösste Teil des Gebiets ist karges Wüstengebiet.
Das Berggebiet liegt auf einer Höhe von 1500 bis 2600 Meter. Zwar fallen im Winter die Temperaturen phasenweise unter den Gefrierpunkt, die Gegend ist aber staubtrocken. Für geschätzt 500 Milliarden Dollar soll sich das aber ändern. Sämtliche Schnee-Wettbewerbe müssen auf Kunstschnee durchgeführt werden. Natürlich mit erneuerbarer Energie.
Während also bei uns die Gletscher langsam hinwegschmelzen, soll dafür wenigstens der Sand der Wüste auf eine wintersporttaugliche Temperatur heruntergekühlt werden.
Die Asian Wintergames sind multinationale Wettkämpfe nach dem Vorbild der Olympischen Spiele.
Diese Winterspiele sind nicht die erste Sport-Grossveranstaltung, die in Saudi-Arabien durchgeführt wird. Der streng autokratisch geführte Staat führt auch einen Formel-1-Grand-Prix, Events im Golf, Boxen und Pferdesport sowie den Supercup der spanischen Fussball-Liga aus.
Die neu konstruierte Metropole mit der Megastadt «The Lime» als Herzstück soll eine Touristenattraktion werden und «in Konkurrenz zu Städten wie Doha oder Dubai treten», wie internationale Medien kommentieren.
Solche Events laufen bei kritischem Hinsehen unter dem Schlagwort «Sportswashing». Eine gigantische PR-Aktion, die das Ansehen des Landes in der öffentlichen Wahrnehmung verbessern soll. Saudi-Arabien steht wegen Menschenrechtsverletzungen seit Jahren in der Kritik.
«Dies ist ein grossartiger Sieg für die saudische Nation und die ganze Golfregion», freut sich Sportminister Prinz Abdulaziz Bin Turki Al Faisal entsprechend.
Und damit die olympischen Einrichtungen nicht wie an vielen anderen Orten auf der Welt später der Verrottung anheimfallen, soll mit Trojena eine «einzigartige ganzjährige Bergreise-Destination» entstehen, wie es auf der Website des Projektes heisst.
Dazu können Besucher in der Stadt in Zukunft vier Saisons erleben: eine Wellness-Saison (September-November), eine Winter-Saison (Dezember-März), eine Abenteuer-Saison (März-Mai) und eine See-Saison (Mai-September). Das Angebot reicht von alternativer Medizin und Yoga über Ski und Snowboarden, Musik- und Filmfestivals, Abenteuertriathlon, Mountainbiking und Paragliding bis hin zu Kunstmessen und Kulturwochen.
Trojena werde den Bergtourismus für die Welt neu definieren, indem es einen Ort schafft, der auf den Prinzipien des Ökotourismus basiert und «unsere Bemühungen um die Erhaltung der Natur und die Verbesserung der Lebensqualität der Gemeinschaft hervorhebt», lässt sich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman auf der Website zitieren.
Der Klein Report meint: Gemeine Fake News waren gestern. Die Zukunft gehört einer wohlwollenden PR-Branche.