Content:

Montag
29.04.2013

Zwölf Jahre und rund 142 Millionen Schweizer Franken: Für mehr als ein Jahrzehnt sind Schmiergeldzahlungen der ehemaligen Marketingfirma ISL - mit Sitz einst in Luzern und später in Zug - an Vertreter wichtiger Sportverbände dokumentiert. Erstmals veröffentlicht «Spiegel Online» komplett die geheime Bestechungsliste der ISL-Gruppe. Die Werbevermarktungsfirma der grössten Sportverbände ging 2001 mit einem Riesenverlust in Konkurs.

Das grösste Bestechungssystem der olympischen Sportgeschichte wurde von der einstigen Marketingfirma ISL geprägt, wie der «Spiegel» schreibt. Die ISL-Gruppe beherrschte von 1982 bis 2001 die Branche und hielt milliardenschwere Sponsoren- und TV-Verträge mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Fussball-Weltverband Fifa und anderen Weltverbänden.

Um an derlei Verträge zu gelangen, hatte die ISL zwei Jahrzehnte lang Schmiergeld an hohe Sportfunktionäre gezahlt und ein weltweites System von Tarnfirmen und Stiftungen (Nunca, Sunbow S. A.) in Steueroasen wie den British Virgin Islands etabliert. Rund 142 Millionen Franken Schmiergeld sind gerichtsfest dokumentiert - das ist aber nur die Spitze des Eisberges, nur ein Teil der korrupten Geschäfte, die sich aus den Akten rekonstruieren liessen.

Die erstmals veröffentlichte ISL-Liste umfasst sämtliche nachweisbaren Zahlungen: Die wichtigsten Begünstigten seien gemäss «Spiegel» João Havelange (Renford Investments, Direktüberweisung), Ricardo Terra Teixeira (Sanud-Stiftung, Renford Investments),  Nicolas Leoz sowie Issa Hayatou. Die Empfänger von weiteren 110 Millionen Franken sind nicht bekannt.

João Havelange war von 1974 bis 1998 Fifa-Präsident und Vorstandsmitglied im IOC, er trat wegen der ISL-Affäre im Dezember 2011 aus dem IOC zurück. Er zahlte zusammen mit Teixeira, seinem ehemaligen Schwiegersohn, 2,5 Millionen Franken als Wiedergutmachung zurück. Einer Bestrafung konnte der einstige Fifa-Boss so bisher entkommen.

Nicolas Leoz, der sich gerade erst auf Lebenszeit zum Präsidenten der südamerikanischen Fussballkonföderation Conmebol gekürt hatte, trat am 23. April 2013 aus dem Exekutivkomitee zurück. Laut Fifa waren «persönliche und gesundheitliche Gründe» ausschlaggebend. Issa Hayatou, Afrikas Fussballchef, hat das Geld im Februar 1995 vom ISL-Geldboten Jean-Marie Weber erhalten (damals in französischen Francs). Das IOC-Exekutivkomitee sprach gegen ihn im Dezember 2011 eine Verwarnung aus.

Am 7.3.2007: Happige Vorwürfe gegen ISMM/ISL-Verantwortliche