Fetter Rotstift beim «Spiegel»: Innerhalb der nächsten zwei Jahre streicht die Verlagsgruppe 150 Vollzeitstellen, 16 Millionen Euro sollen eingespart werden. Gleichzeitig werden neue Digitalprodukte lanciert.
«Sparen und wachsen» nannte Thomas Hass, der seit Anfang Jahr die Geschäfte des Spiegel-Verlags führt, den widersprüchlich klingenden Kern der «Spiegel Agenda 2018», die die Gesellschafter in Hamburg abgesegnet haben.
Einerseits will der Verlag ein Produktportfolio aufbauen, das die Umsätze stabilisiert, und andererseits wird versucht, mit einem «Restrukturierungsprogramm», das mehr als 100 Einzelmassnahmen vorsieht, «die Organisation des Unternehmens wirtschaftlich zu gestalten», wie der Verlag am Dienstag schreibt.
Von derzeit insgesamt 727 Stellen sollen 150 wegfallen. Betroffen sind alle drei Unternehmensbereiche: Die Redaktion muss 6,4 Millionen, die Dokumentation 1,5 Millionen und der Verlag 8,2 Millionen Euro einsparen. In der Print-Redaktion werden von den 294 Stellen 35 abgebaut.
Um zu wachsen, hat der Verlag insgesamt 15 Digitalprojekte auf den Weg gebracht, wovon er nun elf umsetzen will. Dazu gehören unter anderem die aufgefrischten Apps für die digitale «Spiegel»-Ausgabe, die es neu erlaubt, Artikel auch in den Sozialen Netzwerken zu teilen. Die geplante App «Spiegel Daily» ist laut Medienmitteilung als Bezahlangebot aufgegleist und bietet einen Überblick übers Tagesgeschehen.
Im Web will der Verlag die Leser von Spiegel Online häufiger zur Kasse bitten. Ausgewählte Texte aus der Print- wie aus der Online-Ausgabe sollen in Zukunft nur gegen Entgelt zu lesen sein. Zudem sind niederschwellige Abomodelle wie Tages- oder Wochenpässe in Planung.
«Es ist für die Zukunft des Qualitätsjournalismus wichtig, dass aufwendig recherchierte und herausragend geschriebene Texte nicht nur gedruckt, sondern auch digital verkauft und nicht verschenkt werden», liess sich Klaus Brinkbäumer, seit Januar Print-Chefredaktor, am Dienstag zitieren.