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Montag
14.05.2001

Für sein publizistisches Lebenswerk hat Rudolf Augstein (77) den Ludwig-Börne-Preis erhalten. Augstein habe den politischen Diskurs in Deutschland über Jahrzehnte massgeblich bestimmt, sagte Frank Schirrmacher, Feuilletonchef der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», am Sonntag in seiner Laudatio. Augstein sagte an der Verleihung in der Frankfurter Paulskirche, er empfinde es als «grosse Ehre», in einer Reihe mit dem scharfzüngigen Feuilletonisten Börne genannt zu werden. Vor der Kirche demonstrierte etwa ein Dutzend Antifa-Anhänger gegen den «Salon-Antisemiten» Augstein. Publizisten hatten ihm vorgeworfen, der «Spiegel» habe früher ehemalige Nazis beschäftigt. Ausserdem habe der «Spiegel» mit seiner Darstellung des Reichstagsbrands Geschichtsfälschung betrieben. In seiner Rede sagte Augstein auf den Vorwurf, er sei ein «geistiger Brandstifter» und «Salon-Antisemit», scheue er sich einzugehen. In einem Interview mit der «Welt am Sonntag» hatte Augstein hingegen die Vorwürfe zum Teil eingeräumt. Beim «Spiegel» habe es in der Tat «auch einige ehemalige Nazis gegeben». Daraus könne aber nicht der
Schluss gezogen werden, dass das Magazin den Nationalsozialismus gerechtfertigt habe oder gar antisemitisch sei. Die mit 40 000 Mark dotierte Auszeichnung erinnert an den jüdischen Schriftsteller und Essayisten Ludwig Börne (1786-1837).