Dominique Hiltbrunner wollte mit der «SpatzZeitung» hoch hinaus und ist tief gestürzt. 2011 hatte Hiltbrunner die Markenrechte und die Herausgeberin Publitex AG von Robert M. Schmid, Verleger der Münsterverlag GmbH Basel, übernommen. Der Jungverleger, dem kein ausgeprägter Hang zur Bescheidenheit nachgesagt werden kann, hatte grosse Pläne: Aus dem biederen Gratisanzeiger sollte ein Magazin mit journalistischem Anspruch werden.
Als Kolumnist wurde Kurt W. Zimmermann verpflichtet. Die «SpatzZeitung» deckte mit einer Auflage von einer Viertelmillion neu die gesamte Nordwestschweiz (WG 31) ab. Hiltbrunner plante gar eine Expansion nach Bern und Zürich.
Doch in die Schlagzeilen geriet die Zeitung nicht wegen ihrer journalistischen Qualität oder geschäftlichen Erfolgen, sondern vor allem wegen Rechtsstreitigkeiten, die ihren Ursprung offensichtlich meist in der notorisch schlechten Zahlungsmoral Hiltbrunners hatten. So hat er gemäss dem ehemaligen «Spatz»-Verleger Robert M. Schmid die beiden letzten Tranchen des Verkaufspreises nicht beglichen. Anfang 2013 konnten sich die beiden Verleger einigen.
Auch mit der «Basler Zeitung», dem ehemaligen Mutterblatt der Gratispostille (Spatz ist eine phonetische Anspielung auf BaZ), lag Hiltbrunner im Rechtsstreit um ausstehende Druck- und Vertriebskosten, auch hier gelangten die Parteien (vor einem Jahr) zu einer aussergerichtlichen Einigung. Kolumnist Kurt W. Zimmermann sprang ab, als sein (auch nicht gerade kleines) Honorar aus Spargründen um zwei Drittel gekürzt werden sollte.
Die Inserateeinnahmen konnten die Kosten der ehrgeizigen Vorwärtsstrategie nie decken. Auch drei verschiedene Geschäftsführer innerhalb von eineinhalb Jahren konnten dieses Grunddilemma nicht lösen. Hiltbrunner blies die nationalen Expansionspläne ab und reduzierte die Auflage auf 217 000 Exemplare.
Trotzdem stiegen die Schulden im ersten Quartal 2013 gemäss Recherchen des Klein Reports auf 450 000 Franken an. Die Mahnungen und Betreibungen wegen nicht bezahlter Rechnungen und Löhne häuften sich. Geschäftsführer Hans Gerber und sein Team versuchten, die Zeitung mit Notausgaben zu 32 Seiten zu retten - vergeblich. Die letzte Juni-Ausgabe konnte nicht mehr erscheinen, die «SpatzZeitung» ist am Boden.
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Am 3.7.2013: «SpatzZeitung» wird eingestellt