Die Solothurner Filmtage im Zeichen von Corona. In den Gassen zwischen den verschiedenen Kinos trifft man nur auf wenige Leute, wo in früheren Jahren Scharen unterwegs waren.
Auch bei der «Nacht der Nominationen», wo man sich vor der Pandemie um die Tickets gerissen hat, bleiben am Montagabend ein Drittel der Plätze leer.
Eingeladen hat das Bundesamt für Kultur. Wie bei der jeweils mit Spannung erwarteten Nomination für die Oscars soll hier der Bekanntgabe der Nominierten für den Schweizer Filmpreis ein bisschen Glamour verliehen werden.
Dieser hielt sich in Grenzen mit einem Stand-up-Comedian auf der Bühne sowie zwei Rednern. Christian Frei als Präsident der Schweizer Filmakademie erklärte, dass die über 500 Persönlichkeiten dieser Akademie als Jury zusammen über 10'000 Stunden Filme gestreamt hätten, um die Preiswürdigsten zu entdecken.
Frei ging auch auf einen kleinen Artikel im Brancheblatt «Cinébulletin» ein. Dort wurde der Vorwurf laut, die Webseite der Schweizer Filmakademie sei «gehackt» worden. Der Präsident konnte aber beruhigen. Es wurden nur ein paar Filme «illegal» zum Anschauen an Freunde weitergeleitet. Für die eigentliche Abstimmung arbeitet die Akademie mit einem anderen, «völlig sicheren und überprüften Tool».
Ivo Kummer, der Filmchef beim Bundesamt für Kultur, ging in seiner Rede auf das Referendum für das neue Filmgesetz ein. Er beschwörte das Publikum, dass die zusätzlichen 18 Millionen Franken dank «Lex Netflix» für die weitere Konkurrenzfähigkeit des Schweizer Films mehr als nötig seien. Im Saal mit den geladenen Gästen des Schweizer Filmkuchens wollte ihm niemand widersprechen.
Dann ging es über projizierte Tafeln an die Bekanntgabe der Nominierten.
Zum Abräumer des Abends wurde der Spielfilm «Soul of a Beast» von Lorenz Merz, produziert von Simon Hesse und seiner Firma Hesse Film. Zwischen der Langstrasse und der Zürcher Goldküste versucht der 17-jährige Teenager-Vater Gabriel, sein Leben in den Griff zu kriegen.
Acht Nominationen gibt es für diese zweite Regiearbeit des Zürchers Lorenz Merz. Neben der Nomination als «Bester Spielfilm» auch «Beste Darstellerin» für Ella Rumpf, «Bester Darsteller» für den jungen Vater Pablo Caprez, «Beste Nebenrolle» für Luna Wedler, «Beste Filmmusik» für Fatima Dunn, Lorenz Merz und Juian Sartorius. Dazu «Beste Kamera» für Fabian Kimoto und Lorenz Merz sowie «Bester Ton» und «Beste Montage».
Der zweite herausragende Film bei den Nominierten ist «La Mif» von Frédéric Baillif mit sechs Nominationen. Das Werk aus der Romandie wurde bereits an der Berlinale 2021 zum Gewinner in der Kategorie «Generation Plus 14» gekürt. Es geht um eine Gruppe von Mädchen in einem Heim, die sich ihren Platz in der Gesellschaft suchen müssen und wollen. Ein Film über «gravierende Mängel im Jugendschutzsystem».
Beim Schweizer Filmpreis dürfen neben Frédéric Baillif und Stéphane Mitchell für das «Beste Drehbuch» auch Charlie Areddy und Anaïs Uldry für die «Beste Nebenrolle» hoffen, Claudia Grob für «Beste Darstellerin» sowie noch einmal der Regisseur für «Beste Montage».
Insgesamt sind für den Schweizer Filmpreis 96 Filme in 13 Kategorien zugelassen worden. Alle daraus Nominierten haben bereits in Solothurn Preisgelder zwischen 2’500 und 25’000 bekommen. Die Verleihung mit den «Quartz»-Trophäen ist für den 25. März in der Halle 622 in Zürich geplant.