Es war einer der Hotspots der Medien-, Kommunikations- und Unterhaltungsbranche – auch weil sich dort die Sport- und Showstars die Klinke in die Hand gaben.
Als Meisterkoch Jack Donatz wirtete, Showmanager Freddy Burger geschäftete und Fifa-Präsident Sepp Blatter die Hand schützend über den Betrieb hielt, war das Restaurant Sonnenberg hoch über den Dächern Zürichs ein fast schon mystischer Ort.
Nirgends liess sich ein gutes Kalbskotelette mit einer schöneren Aussicht verbinden. Und wenn man Glück hatte, sass Kylie Minogue am Nebentisch oder Shakira kam nach der Fifa-Gala zur Tür herein. Als im Juli 2000 die WM 2006 nach Deutschland vergeben wurde, waren sie alle da: Kaiser Franz (Beckenbauer), König Boris (Becker) und Kronprinz Günter (Netzer).
Doch mit der Verabschiedung von Sepp Blatter durch die Fifa-Hintertür 2015 verflüchtigte sich die Aura. Auch weil der neue Präsident des Weltfussballverbands (Gianni Infantino) kein Interesse am Gastrotempel mit der schönen Terrasse hatte. Dass die Fifa per Baurechtsvertrag bis 2056 an den Ort gebunden ist, ändert daran nichts. Infantino liess alle Fifa-Insignien entfernen, strich den Fifa-Salat von der Karte und zügelte den WM-Pokal aus dem Club-Bereich im oberen Stock ab.
Und auch sonst funktionierte das gastronomische Pressing nicht mehr. Niemand vermochte aus dem langen und breiten Schatten von Jacky Donatz zu treten. Weder Sternekoch Marcus Lindner noch Italo-Charmeur Giovanni Rizzo oder zuletzt Niklas Oberhofer, der mit einer High-End-Gastronomie den Geist des legendären Waldhaus Flims ins Flachland hätte bringen sollen.
Nun ziehen die Betreiber um Unternehmer Jean-Claude Bregy die Notbremse und beenden das Experiment mit der Sternegastronomie. Der Sonnenberg soll wieder das werden, was er schon vor der Fifa-Zeit – in den 1970er- bis 1990er-Jahren – war: ein Ausflugsrestaurant, das auch für Familien erschwinglich ist und mit dem Kiosk eine Alternative bietet, die auch eine unkomplizierte Verpflegung ermöglicht. Ausserdem sollen vermehrt Firmenanlässe, Bankette und Feiern wieder Leben in die Bude bringen; zu Preisen, die einen nicht leer schlucken lassen. Die operative Führung bleibt bei Geschäftsleiter Marc Wyss.
Das neue Konzept feiert im August Premiere. Der Klein Report ist gespannt – und freut sich auf den ersten Apéro an einem lauen Spätsommerabend hoch über den Dächern von Zürich.