Die Zusammenlegung der Redaktionen von Print und Online sei keine Sparmassnahme, sagt Philipp Wyss, der designierte Chefredaktor der Zeitung «Südostschweiz» mit ihren Regionalausgaben und von suedostschweiz.ch.
Im Interview mit dem Klein Report erklärt Philipp Wyss die Hintergründe der Reorganisation und zeigt auf, wie sich die Fusion der Redaktionen auf die tägliche Arbeit der Journalistinnen und Journalisten bei Somedia in Chur auswirken wird.
Was gab konkret den Ausschlag für die Zusammenlegung der Bereiche Print und Online?
Philipp Wyss: «Die ‚Bündner Zeitung’ und suedostschweiz.ch haben in der Vergangenheit zu oft am selben Thema gearbeitet – teilweise zum selben Zeitpunkt. Diese Doppelspurigkeit möchten wir künftig vermeiden und für mehr Geschichten in unseren Kanälen nutzen.»
Wie verändert sich der redaktionelle Alltag der Journalistinnen und Journalisten von Somedia durch die Umstrukturierung?
Wyss: «Jede Journalistin und jeder Journalist sollte künftig in Geschichten, statt in Kanälen denken. Welche Geschichte wann und wo erscheint, entscheidet künftig weniger der Journalist. Weil die interne Umstrukturierung keine Sparmassnahme ist, ergibt sie keine grundlegenden Veränderungen. Für einige Journalisten kann es gar neue Möglichkeiten in einem neuen Kanal geben.»
Gemäss Mitteilung werden alle Mitarbeitenden weiterbeschäftigt: Wie viele Medienschaffende waren bislang für Online, wie viele für Print tätig?
Wyss: «Im Medienhaus in Chur arbeiten in der bisherigen Zeitungsredaktion knapp 20 und in der heutigen Onlineredaktion weniger als 10 Journalistinnen und Journalisten Vollzeit. Dazu kommen zusammengezählt ein gutes Dutzend Journalisten in einem Teilzeitpensum.»
Inwiefern kann Somedia durch die Fusion der Redaktionen und Produktion überhaupt sparen, wenn keine Stellen gestrichen werden?
Philipp Wyss: «Das Ziel der Umstrukturierung ist es nicht, Geld einzusparen. Das Ziel ist es, Doppelspurigkeiten zu beseitigen. Und dadurch zusätzliche Geschichten zu generieren.»
Können Sie anhand einiger Beispiele ausführen, inwiefern die Zusammenlegung zu einfacheren internen Abläufen und neuen Synergien führen soll?
Wyss: «Anstelle von zwei Redaktionssitzungen mit 5 und 7 Journalisten findet morgens neu noch eine Sitzung mit vielleicht 12 Journalisten statt. Wie bisher recherchieren die Journalisten anschliessend an ihren Geschichten und schreiben sie. Die Publikationskanäle und -zeitpunkte werden geplant und in zahlreichen Fällen werden die Geschichten für Abonnenten nach Fertigstellung online bald verfügbar sein.»
Sie haben Doppelspurigkeiten erwähnt…
Wyss: «Dazu ein Beispiel: Beim Kantonalen Grundbuchamt oder beim Churer Stadtpräsidenten wird künftig eine Journalistin oder ein Journalist, anstelle von heute zwei Journalisten, anrufen und die wichtigen Fragen stellen.»
Am Umfang der gedruckten Ausgabe der «Südostschweiz» soll sich nichts ändern: Wie sehen die weiteren Pläne aus?
Wyss: «Es ist nicht der Plan, an den Produkten etwas zu ändern. Es sind interne Abläufe, die wir dem heutigen Medienkonsumverhalten unserer Leserinnen und Lesern anpassen.»
Welches sind Ihre persönlichen Ziele als Chefredaktor der neuen, konvergenten Redaktion?
Philipp Wyss: «Ich möchte unseren Leserinnen und Lesern, aber auch unseren Kunden, ein starkes Produkt für ein wahnsinnig schönes und ebenso vielfältiges Stück Schweiz bieten. Zusammen mit dem ganzen Team.»